Neues Konzept der Unterbringung

Neue Unterkunft in Berlin für schwerkranke Geflüchtete aus der Ukraine

Auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine suchen auch schwerkranke Menschen in Berlin Schutz. In beengten Flüchtlingsunterkünften haben sie es schwer. Ein neues Konzept soll helfen.

Veröffentlicht:
Nataliia Hryhorova (70) und ihr Sohn Dmytro Hryhorov (36) sind in der neuen Unterkunft für schwerkranke Geflüchtete aus der Ukraine in Berlin-Neukölln untergekommen.

Nataliia Hryhorova (70) und ihr Sohn Dmytro Hryhorov (36) sind in der neuen Unterkunft für schwerkranke Geflüchtete aus der Ukraine in Berlin-Neukölln untergekommen.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin. Für schwerkranke Menschen aus der Ukraine und ihre Angehörigen ist in Berlin-Neukölln eine spezielle Unterkunft eingerichtet worden, in der sie zur Ruhe kommen können. „In Tegel war die Unterbringung für Menschen, die schwerst erkrankt sind, sehr schwer“, sagte die Palliativmedizinerin Karin Barnard von der Johannesstift Diakonie bei einem Pressegespräch.

Zwar gebe es in der riesigen Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Flughafengelände eine Pflegestation, die Versorgung sei aber nicht angemessen für Menschen, die etwa an Krebs erkrankt oder nach einem Schlaganfall gelähmt seien. „Eine Unterbringung in einem geschützten Raum ist wichtig“, sagte die Ärztin.

30 Ukrainer eingezogen

Derzeit leben 15 Patientinnen und Patienten und 15 Angehörige in Räumen der Pflegeeinrichtung Sunpark, die zur Johannesstift Diakonie gehört. Die jüngste sei 30 Jahre alt, die älteste 96. Für insgesamt 15 Menschen und jeweils ein Familienmitglied sei noch Platz.

Lesen sie auch

Das Konzept: Die Pflegebedürftigen teilen sich das Zimmer mit einem Angehörigen und können so als Familie zusammenbleiben. Die Familienmitglieder kümmern sich um die Pflege, gekocht wird in einer Gemeinschaftsküche, die sich die Bewohner teilen. Es gibt Unterstützung durch eine Pflegehilfe, regelmäßig kommt ein Arzt vorbei. Pflegekräfte gibt es nicht. „Es ist der erste Schritt in die Selbstständigkeit“, erklärt Barnard. Die Patienten sollten stabilisiert werden und langfristig eine neue, dauerhafte Unterkunft finden.

Patientin hat bereits Freunde gefunden

Das Angebot entstand im August. Ein ähnliches Angebot bietet die Johannesstift Diakonie seit vergangenem Jahr in Spandau. Dort finden Ukrainerinnen und Ukrainer einen Platz, die keine Aussicht mehr auf Heilung haben. Die Kosten von rund 500.000 Euro im Jahr übernimmt das Land Berlin, wie der Präsident des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten Mark Seibert sagte. Das Projekt ist den Angaben nach in Deutschland einzigartig.

Lesen sie auch

Nataliia Hryhorova, 70 Jahre alt, und ihr Sohn Dmytro Hryhorov, leben seit September im Sunpark. Nataliia Hryhorova hat Epilepsie und kann sich kaum bewegen, sie braucht einen Rollstuhl. Mehr Ruhe, mehr Platz und vor allem zuverlässige Ansprechpartner: Mutter und Sohn gefällt es hier gut. Sie sind aus Charkiw geflohen und kamen vor einem halben Jahr in Tegel an. In der neuen Unterkunft habe sie bereits Freunde gefunden, sagt die 70-Jährige. Abends trifft man sich im Gemeinschaftsraum. Bald sollen auch Deutschkurse angeboten werden.

Suche nach weiteren Einrichtungen

Nach wie vor wohnten in Tegel pflegebedürftige Ukrainer, für die eine Lösung gefunden werden müsse, sagte Seibert. „Solange es Bedarf gibt, sind wir auf der Suche, weitere Einrichtungen zu finden oder Kontingente einzukaufen.“ (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Behandlungstipps

Psoriasis und Komorbiditäten: Welche Therapie wirkt am besten?

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Lesetipps
Dr. Carsten Gieseking

© Daniel Reinhardt

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Eine Spritze für eine RSV-Impfung liegt auf dem Tisch.

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Update

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener