Deutschland

Rasanter Anstieg weiblicher Genitalverstümmelung

Laut Familienministerium haben zuletzt knapp 68 .000 Frauen und Mädchen in Deutschland eine Genitalverstümmelung erlitten. Die meisten der Betroffenen stammten aus Eritrea, Somalia, Indonesien, Ägypten und Nigeria.

Veröffentlicht:
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD, rechts) und Fadumo Korn, 1. Vorsitzende von „NALA e.V. Bildung statt Beschneidung“ zeigen im Ministerium ein Plakat einer Unterschriftensammlung gegen Genitalverstümmelung. Die Ministerin stellte neue Zahlen zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland vor.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD, rechts) und Fadumo Korn, 1. Vorsitzende von „NALA e.V. Bildung statt Beschneidung“ zeigen im Ministerium ein Plakat einer Unterschriftensammlung gegen Genitalverstümmelung. Die Ministerin stellte neue Zahlen zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland vor.

© picture alliance/dpa

Berlin. Die Zahl weiblicher Genitalverstümmelungen in Deutschland ist in den vergangenen drei Jahren rasant gestiegen.

Knapp 68.000 Frauen hätten hierzulande eine solche „Menschenrechtsverletzung und archaische Straftat“ erleiden müssen, sagte Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey (SPD) bei der Vorstellung einer neuen Untersuchung ihres Ministeriums am Donnerstag in Berlin.

Giffey: „Archaische Straftat“

Im Vergleich zu den im Februar 2017 veröffentlichten Zahlen sei das ein Anstieg um 44 Prozent, teilte das Ministerium mit. Die meisten der betroffenen Frauen stammten aus Eritrea, Somalia, Indonesien, Ägypten und Nigeria. Genitalverstümmelungen hätten für Mädchen und Frauen lebenslange physische und psychische Folgen, sagte Giffey.

Der starke Anstieg der Zahl weiblicher Genitalverstümmelungen sei vor allem darauf zurückzuführen, dass mehr Menschen aus Herkunftsländern nach Deutschland gekommen seien, in denen weibliche Genitalverstümmelung praktiziert würden.

Starke Zunahme bei Minderjährigen

Auch bei Minderjährigen liegen die Zahlen laut Ministerium „erschreckend hoch“: Zwischen etwas mehr als 2800 und knapp 14.900 Mädchen sind demnach in Deutschland von weiblicher Genitalverstümmelung bedroht. Im Vergleich zu 2017 sei das ein Anstieg um bis zu 162 Prozent. Mädchen aus Somalia, Eritrea, Ägypten, Nigeria und Irak seien besonders in Gefahr.

Die beiden sich stark unterscheidenden Zahlen hätten ihren Grund in verschiedenen Szenarien, die man zugrunde gelegt habe, teilte das Ministerium mit: Im Minimalszenario gehe man davon aus, dass in der zweiten Generation keine weiblichen Genitalverstümmelungen mehr stattfinden.

Beim Maximalszenario werde hingegen angenommen, dass auch in der zweiten Generation weibliche Genitalbeschneidungen durchgeführt werden.

Hebammen sollen unterstützen

Ziel der Bundesregierung sei es, dass künftig keine weiblichen Genitalverstümmelungen mehr in Deutschland stattfinden könnten, betonte Giffey. Unterstützung für Betroffene könnten etwa Hebammen leisten.

Giffey verwies in diesem Zusammenhang auf die neue Studien- und Prüfungsverordnung für den Berufsstand. Diese berücksichtige erstmalig die besonderen Belange von Frauen, die von einer Genitalverstümmelung betroffen seien. (hom)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Aktuelle Umfrage

Patienten vertrauen offiziellen Seiten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

© Pixelrohkost / stock.adobe.com

Arztinformation – Hilfe für Patientinnen in den Wechseljahren

Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Procter & Gamble Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Viele gesunde Lebnesmittel, darunter Gemüse, Lachs und Sesam, liegen auf einem Tisch.

© aamulya / stock.adobe.com

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Moderne Grafik eines Gehirns und eines Darms nebeneinander. Der Hintergrund ist mehrfarbig.

© KI-generiert watz / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Psychische Erkrankungen begünstigen CED-Schübe

Ein Modell eines Herzens steht auf einem Tisch.

© Jonima / stock.adobe.com (Generi

DGK-Jahrestagung

Präzisionsmedizin: Die Kardiologie ist auf dem Weg