Karneval
Schnittwunden und K.o.-Tropfen-Verdachtsfälle
Für die Rettungskräfte bedeutet Karneval Dauerstress. Während es beim Treiben in Köln weniger Unfälle gab als im Vorjahr, herrscht in Fulda große Aufregung: Acht Frauen sollen Opfer von K.o.-Tropfen geworden sein.
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Beste Aussichten auf dem Vordach einer Apotheke in Köln: Jecken beobachten den Zug.
© ´Vennenbernd/ dpa
KÖLN/FULDA. Die Kölner Rettungsdienste müssen sich für die fünfte Jahreszeit in der Karnevalshochburg Köln deutschlandweit Unterstützung holen, um die Versorgung der Narren zu stemmen.
"Wir haben über die Karnevalstage zwischen 40 und 45 Dienste auf Karnevalssitzungen oder Umzügen, da holen wir uns von anderen Partnerorganisationen Helfer", sagt Michael Schreiber, bei den Johannitern zuständiger Einsatzleiter für den Kölner Karneval.
Mit der derzeitigen Personalnot durch wegfallende Zivildienstleistende-Stellen hat die Aufstockung aber nichts zu tun. "Wir machen das seit vielen Jahren so", sagt Schreiber.
Zu Stoßzeiten an Rosenmontag seien allein von den Johannitern 140 Einsatzkräfte unterwegs, um die medizinische Versorgung der Karnevalisten zu gewährleisten.
In diesem Jahr weniger Unfälle als im Vorjahr
Zur Weiberfastnacht am vergangenen Donnerstag war der Einsatz für die Rettungskräfte relativ ruhig, berichtet Schreiber. "Wir hatten knapp unter 100 Hilfeleistungen am ersten Tag, im vergangenen Jahr waren es ungefähr 170", sagt er.
Er macht unter anderem das kalte Wetter für den ruhigen Karnevalsbeginn verantwortlich. "Wir sind ja vor allem für den Straßenkarneval verantwortlich, viele Narren werden sich angesichts der niedrigen Temperaturen dafür entschieden haben, entweder in der Kneipe zu feiern oder zu Hause zu bleiben."
Auch über das Wochenende haben sich unterdurchschnittlich wenige Unfälle ereignet, bei denen die Johanniter aktiv werden mussten, sagt Schreiber.
"Wir waren bei vielen Stadtteilumzügen im Einsatz, auch da ist es relativ ruhig geblieben." Aktuelle Zahlen hat er allerdings noch nicht. Besonders häufig mussten die Sanitäter Schnittwunden behandeln.
Party in Fulda abgebrochen
Kritischer war der Einsatz der Rettungskräfte im hessischen Fulda: Einer Attacke mit K.o.Tropfen bei einer öffentlichen Karnevalsparty sind vermutlich acht Frauen zum Opfer gefallen. Es gebe mittlerweile acht Verdachtsfälle, sagte ein Sprecher der Polizei am Montag.
Nach der größten Faschingsfeier in Osthessen mit 3500 Gästen war am Wochenende zunächst nur von sieben Opfern die Rede.
Die Frauen, denen vermutlich Betäubungsmittel ins Glas gekippt wurde, sind zwischen 21 und 40 Jahre alt. Einige von ihnen verloren kurzzeitig das Bewusstsein. Einige der Opfer mussten ins Krankenhaus.
Eine 40-Jährige lag zunächst auf der Intensivstation, konnte dann aber verlegt werden. Nach den Vorfällen brach der Veranstalter die Party um 3.00 Uhr ab.
Spott für Politik-Prominenz
Auf den Rosenmontagsumzügen gab es auf den Motivwagen beißenden Spott ohne Tabus und Gnade: Der Fehlstart von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück wurde in den Karnevalshochburgen nicht unter den Teppich gekehrt: In Mainz stopfte sich der Honorar-Millionär die Taschen voll, in Düsseldorf lastete er als schwerer Stein auf seiner Partei.
Die FDP wurde in Düsseldorf als "Leihstimmenschmarotzer" gebrandmarkt.