Diskriminierung

Umfrage: Jeder 13. Deutsche zwischen 43 und 90 fühlt sich benachteiligt

Rund 8 Prozent aller älteren Menschen in Deutschland klagten in den letzten zwölf Monaten über Alters-Diskriminierung. Besonders häufig erlebten sie Benachteiligungen bei der medizinischen Versorgung.

Veröffentlicht:
Ältere Menschen erleben in der medizinischen Versorgung eher Benachteiligungen als jüngere.

Ältere Menschen erleben in der medizinischen Versorgung eher Benachteiligungen als jüngere.

© Robert Kneschke / Stock.adobe.com

Berlin. Jeder 13. Mensch zwischen 43 und 90 in Deutschland (7,7 Prozent) fühlt sich aufgrund seines Alters benachteiligt. Das ist das Ergebnis des Deutschen Alterssurveys, der am Montag vom Deutschen Zentrum für Altersfragen veröffentlicht wurde. Gefragt wurde nach der wahrgenommenen Altersdiskriminierung in den letzten zwölf Monaten.

Besonders häufig fühlten sich Menschen bei der medizinischen Versorgung (3,7 Prozent) und bei der Arbeit bzw. der Arbeitssuche (3,6 %) benachteiligt, gefolgt vom Alltag (3,0 Prozent) und Geldangelegenheiten (2,3 Prozent), seltener wurden Behördengänge (1,5 Prozent) genannt. Fast die Hälfte der Personen, die eine Benachteiligung erlebt haben, nannten mehrere Lebensbereiche, in denen sie diese Erfahrungen machten.

Einkommensschwache sind besonders benachteiligt

In weiterführenden Analysen zeigte sich, dass einkommensarme Menschen sich deutlich häufiger benachteiligt fühlen als Menschen mit höheren Einkommen – sowohl bei der Arbeit/Arbeitssuche als auch bei der medizinischen Versorgung und im Alltag. Gleiches gilt für Menschen, die gesundheitlich eingeschränkt sind – das sei besonders problematisch, da gerade sie in erheblichen Maße auf eine gute medizinische Versorgung angewiesen seien, heißt es.

Svenja Spuling, Erstautorin der Studie: „Es ist zu beachten, dass hier die wahrgenommene Altersdiskriminierung analysiert wird. Die Aufmerksamkeit für negative Altersbilder und altersdiskriminierendes Verhalten ist gesamtgesellschaftlich jedoch vergleichsweise gering ausgeprägt.“

Potenzial Älterer bleibt ungenutzt

Eventuell bestehe somit ein geringeres Problembewusstsein hinsichtlich altersdiskriminierenden Verhaltens, sagt sie. Denn: „Eine ungerechtfertigte Benachteiligung aufgrund des eigenen Lebensalters wird vielleicht nicht als Diskriminierung wahrgenommen und somit in unserer Studie auch nicht genannt. Es ist also zu vermuten, dass wir mit 7,7 Prozent das Problem eher noch unterschätzen.“

Die Tatsache, dass jede dreizehnte Person in der zweiten Lebenshälfte Altersdiskriminierung erlebt und berichtet, mache deutlich, dass politischer und gesellschaftlicher Handlungsbedarf bestehe, gerade weil das Erleben von Altersdiskriminierung weitreichende Konsequenzen für das Wohlbefinden, die Gesundheit und Langlebigkeit der Betroffenen habe. Auf gesellschaftlicher Ebene liegen die Kosten vor allem im nicht genutzten Potenzial Älterer, zum Beispiel in der Arbeitswelt oder hinsichtlich des ehrenamtlichen Engagements. (kaha)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Krankhafte Persönlichkeitsstruktur

Falsche Ärztin muss in die Psychiatrie

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Transplantationsmedizin

Ein Jahr Organspende-Register – und viel Luft nach oben

Lesetipps
Eine Ärztin spricht mit einer Patienten per Video

© agenturfotografin / stock.adobe.com

FAQ zum Videokontakt

Videosprechstunde – das gilt für Praxisteams

Eine junge Frau sitzt beim Arzt und hält sich verzweifelt den Kopf.

© M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com

Schmerz- und Palliativtage

Migräne bei Menschen mit Depressionen: Was kann verordnet werden?