Nothilfe

Türkei und Syrien: Zahlreiche Rettungsteams für Erdbebenopfer unterwegs

Unmittelbar nach den ersten Meldungen über das katastrophale Erdbeben in der Türkei und Syrien sind internationale Hilfsaktionen angelaufen.

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Zivilisten und Notfallteams suchen nach Menschen in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes in Adana. Nach mehreren schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion ist die Zahl der Toten auf mehr als 2.300 gestiegen.

Zivilisten und Notfallteams suchen nach Menschen in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes in Adana. Nach mehreren schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion ist die Zahl der Toten auf mehr als 2.300 gestiegen.

© Khalil Hamra/AP/dpa

Brüssel/Berlin. Das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU koordiniert nach dem schweren Erdbeben die Entsendung von europäischen Rettungskräften in die Türkei. Nach Angaben eines Sprechers der EU-Kommission in Brüssel wurden bis Montagmittag bereits mehr als zehn Such- und Rettungsteams mobilisiert, um die Ersthelfer vor Ort zu unterstützen. Sie kommen aus Bulgarien, Kroatien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Ungarn, Malta und Tschechien. Italien, Spanien und die Slowakei stehen zudem bereit, um ebenfalls Rettungsteams zu schicken.

Zur Unterstützung wurde auch der Copernicus-Satellitendienst der EU aktiviert, wie der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mitteilten. Mit dessen Daten können unter anderem Lagekarten erstellt werden, die ein detailliertes Ausmaß der Schäden zeigen.

EU-Katastrophenschutzverfahren angelaufen

„Die EU ist auch bereit, die Betroffenen in Syrien (...) mit humanitären Hilfsprogrammen zu unterstützen“, ergänzten die beiden EU-Vertreter. „Unsere Gedanken sind bei allen, die geliebte Menschen verloren haben und den mutigen Ersthelfern, die sich für die Rettung von Menschenleben einsetzen.“ Ein Sprecher der EU-Kommission sagte am Mittag, aus Syrien gebe es bislang keinen Antrag auf Hilfe.

Bereits am Vormittag hatte die Kommission den Start des EU-Katastrophenschutzverfahrens angekündigt. Es zielt laut der Brüsseler Behörde unter anderem darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedsländern und den anderen teilnehmenden Staaten zu stärken und die Reaktion auf Katastrophen zu verbessern. Wenn ein Notfall die Reaktionsfähigkeit eines Landes überfordert, kann das Land über das Verfahren Unterstützung anfordern. Neben den EU-Staaten sind auch die Türkei und europäische Länder wie Norwegen an dem System beteiligt.

Die Türkei hat nach Angaben des Innenministeriums über das sogenannte EU-Katastrophenschutzverfahren Bergungs- und Rettungsteams angefordert. Die humanitäre Hilfe für Syrien soll über internationale Organisationen wie die Malteser erfolgen. Hier seien die Mittel um eine Million Euro aufgestockt worden, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.

Eines der stärksten Beben der vergangenen 100 Jahre

Nach Angaben der EU-Vertreter war das Erdbeben in der Nacht zum Montag eines der stärksten in der Region in mehr als 100 Jahren.

Unterdessen sind auch aus Deutschland unterschiedliche Hilfsaktionen angelaufen. So hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) umfangreiche Hilfe zugesagt. „Wir stimmen uns eng miteinander ab und werden mit allen Mitteln helfen, die uns zur Verfügung stehen und jetzt am dringendsten benötigt werden“, sagte Faeser am Montag in Berlin. Die Lieferung von Notstromaggregaten, Zelten und Decken werde bereits vom Technischen Hilfswerk (THW) vorbereitet. Auch Notunterkünfte und Anlagen zur Wasseraufbereitung könnten bereitgestellt werden.

Die katholische Hilfsorganisation Caritas International will mithilfe ihrer Partnerorganisationen die vom verheerenden Erbeben in der Türkei und in Syrien betroffenen Menschen rasch unterstützen. „Wir haben zwei Partner in der Türkei, die schauen, wie Hilfe möglichst schnell zu den Betroffenen kommt“, sagte am Montag ein Caritas-Sprecher. Zudem werde sich Caritas Aleppo in Syrien an Hilfsmaßnahmen beteiligen. Rund 100.000 Euro gingen sofort als allererste Finanzhilfe an die Partner, weitere Gelder sollen folgen. „Zunächst aber brauchen wir ein genaues Lagebild“, sagte der Sprecher. Ein Krisenstab sei gebildet worden. Hilfslieferungen und Suchtrupps würden von den Partnern vor Ort koordiniert. Zum Teil verteilten bei solchen Katastrophen auch die Kirchengemeinden vor Ort Lebensmittel und andere Hilfsgüter.

Eine Million Euro Soforthilfe von der „Aktion Deutschland Hilft“

Das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ stellt eine Million Euro Soforthilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien zur Verfügung. Möglichst schnell sollten zudem mobile Einsatzteams in die Krisenregion aufbrechen, sagte am Montag ein Sprecher des Zusammenschlusses in Bonn. Wichtig sei jetzt, die Hilfe der verschiedenen Organisationen gut aufeinander abzustimmen, so dass nicht alle das gleiche täten. So werde der Bundesverband Rettungshunde ein großes Team mit Spürhunden losschicken, um nach Verschütteten zu suchen.

Im Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ sind Organisationen wie die Malteser, Johanniter oder Care zusammengeschlossen.

Die „Action Medeor“ zum Beispiel stellt 100.000 Euro Soforthilfe bereit. Mit dem Geld sollten erste Soforthilfemaßnahmen finanziert werden, mit denen türkische und syrische Partnerorganisationen bereits begonnen hätten, teilte das Medikamenten-Hilfswerk mit. So würden Erdbebenopfer medizinisch erstversorgt, mit Nahrung, Zelten und Decken ausgestattet und in Aufnahmeeinrichtungen untergebracht.

Auch die Hilfsorganisation Humedica aus Kaufbeuren im Allgäu will ein Einsatzteam in das Erdbebengebiet an der türkisch-syrischen Grenze schicken. Die Einsatzkräfte sollen so bald wie möglich im Katastrophengebiet helfen, sagte ein Humedica-Sprecher.

Tausende sind verletzt

In der Türkei und in Syrien sind infolge der starken Erdbeben mindestens 2.300 Menschen getötet worden. Der türkische Katastrophenschutz gab am Montagabend bekannt, dass im Südosten des Landes bisher 1.498 Menschen Opfer des Erdbebens geworden seien. In Syrien stieg die Zahl der Toten auf mehr als 850, wie das Gesundheitsministerium sowie die Rettungsorganisation Weißhelme mitteilten. In dem Bürgerkriegsland seien bei der Katastrophe mehr als 2.300 Menschen verletzt worden. In der Türkei sind bisherigen Erkenntnissen zufolge 8.533 Menschen verletzt worden.

Es werden weitere verschüttete Menschen unter den Trümmern vermutet. (dpa)

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