„ÄrzteTag“-Podcast

BVKJ-Präsident Hubmann: „Das Versorgungsgefährdungs-Puzzle in der Pädiatrie besteht weiter“

Auch nach der Entbudgetierung sind die Pädiater an vielen Baustellen aktiv, um die ambulante Versorgung voranzubringen. Der neue BVKJ-Präsident Dr. Michael Hubmann fordert im „ÄrzteTag“-Podcast vor allem einen Abbau der Misstrauenskultur und der Bürokratie.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Dr. Michael Hubmann

Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, sieht konstruktive Ansätze in der Gesundheitspolitik, zum Beispiel bei der Bekämpfung von Lieferengpässen.

© Porträt: privat | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Die Entbudgetierung der kinder- und jugendärztlichen Leistungen ab April 2023 war die vielleicht wichtigste gesundheitspolitische Errungenschaft der Pädiater im vergangenen Jahr. Aber sie ist allein keine hinreichende Bedingung dafür, dass die ambulante pädiatrische Versorgung gesichert bleibt. Die Entbudgetierung habe den Kolleginnen und Kollegen schon etwas gebracht, vor allem in den Stadtstaaten, wo die Budgetierung besonders stark griff.

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„Das Versorgungsgefährdungs-Puzzle in der Pädiatrie besteht trotzdem weiter“, beschreibt der seit Dezember 2023 amtierende Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) Dr. Michael Hubmann die aktuelle Situation für seine Fachgruppe im „ÄrzteTag“-Podcast. „Uns fehlt die Luft zum Atmen, wir verbrauchen zu viel Energie, um zu erfahren, wo es ein freies Bett auf einer Kinderstation gibt, in die wir ein akut schwer erkranktes Kind schicken können. Und wir verbrauchen zu viel Energie, um zu erfragen, welche Medikamente in der Apotheke noch vorrätig sind.“

Zu den Puzzleteilen, die eine gute ambulante Versorgung gefährden, gehörten außerdem die überbordende Bürokratie und die Misstrauenskultur, die Ärztinnen und Ärzten überall entgegenschlage. „Wieso muss ein Arzt, der einer 50-jährigen Mukoviszidose-Patientin Sauerstoff verordnet, dies vor der Krankenkasse rechtfertigen. Das macht doch keinen Sinn, es läuft doch niemand freiwillig mit einer schweren Sauerstoff-Flasche herum!“, ärgert sich Hubmann. Oder die Hilfsmittelverordnung für ein schwerbehindertes Kind, die zuerst vom MDK abgelehnt wird, weil eine Einwilligungserklärung fehlt: Hubmann: „Das nimmt einem doch den Spaß an der Arbeit.“

Positiv beschreibt der BVKJ-Chef die Arbeit in der Arzneimittel-Task-force in Bayern, zusammen mit Pharma-Industrie, Großhandel und Apotheken, die jetzt auch bundesweit aufgegriffen worden sei. Man könne nicht erwarten, dass die Lieferprobleme, die über viele Jahre hinweg entstanden sind, mit einem Federstrich beseitigt werden können. Aber die Zusammenarbeit über die Berufsgrenzen hinweg sei sehr konstruktiv.

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Im Gespräch fordert der Pädiater eine „enkeltaugliche Gesundheitspolitik“, die verantwortlich mit den Ressourcen umgehe. Wichtig sei es, sich dabei realistische Ziele zu setzen, damit in der immer komplexer werdenden Politik der Überblick nicht verloren geht. Dazu gehörten mehr Medizin-Studienplätze, eine gemeinsame, über die Sektorengrenzen hinausdenkende Weiterbildung, die Kinderheilkunde in Kliniken als Teil der Daseinsvorsorge zu sehen und eine Umgestaltung der Gesundheitsversorgung weg vom Quartalsdenken und von den Budgets, hin zu mehr Steuerung der Patienten.

Nicht zuletzt berichtet Hubmann im Podcast auch, warum er es für so wichtig hält, sich als Pädiater in der Politik einzubringen, warum der Beruf des Pädiaters aus seiner Sicht der Schönste ist, den es gibt, und was zu tun ist, damit es auch in den nächsten zehn Jahren so bleibt.

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