Schwarze Schafe
AOK Rheinland/Hamburg fordert Studien über Ausmaß des Fehlverhaltens
2022/2023 hat die AOK Rheinland/Hamburg einen Schaden von 4,87 Millionen Euro durch Fehlverhalten im Gesundheitswesen erfasst. Sie geht davon aus, dass die wahre Dimension viel größer ist.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Die AOK Rheinland/Hamburg hält Dunkelfeldstudien für notwendig, um das wirkliche Ausmaß des Fehlverhaltens im Gesundheitswesens erkennen zu können. Die Fehlverhaltensbeauftragte der Kasse Simone Lötzer geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Fälle wesentlich höher ist als die der bislang bekanntgewordenen. „Doch in Deutschland fehlen belastbare wissenschaftliche Studien.“
Die Stelle zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen der AOK Rheinland/Hamburg hat in den Jahren 2022 und 2023 insgesamt 1.485 Fälle erfasst. Von ihnen waren 669 neu, 816 stammten aus dem vorherigen Berichtszeitraum. Den festgestellten Schaden beziffert die Kasse mit 4,87 Millionen Euro.
100 tatverdächtige Ärztinnen und Ärzte
Der Großteil entfiel dabei auf Arznei- und Verbandsmittel mit einem Schaden in Höhe von 3,46 Millionen Euro, gefolgt von der häuslichen Krankenpflege mit 1,01 Millionen Euro.
Die Kasse hat 2022/2023 in rund 100 Fällen Ärztinnen und Ärzte als Tatverdächtige erfasst. Ihnen wurde entweder von Dritten ein Fehlverhalten vorgeworfen, oder sie waren als Tatbeteiligte in einem Ermittlungsverfahren identifiziert worden.
Eine häufige Konstellation dabei ist, dass Ärztinnen oder Ärzte mit Apothekerinnen oder Apothekern zusammenarbeiten und Verordnungen ausstellen, die von der Apotheke als Luftleistungen abgerechnet werden, die Versicherte gar nicht erhalten haben. In einem konkreten Fall ist dabei allein der AOK Rheinland/Hamburg ein Schaden von mehr als 100.000 Euro entstanden. Weitere Krankenkassen sind betroffen. Das Ermittlungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen.
Die AOK Rheinland/Hamburg bietet seit dem Jahr 2021 einen verschlüsselten Hinweisgeberkanal an, der anonyme Meldungen ermöglicht. Er wird bisher aber nur vergleichsweise selten benutzt. Die meisten Hinweisgeber melden sich nach Angaben der Kasse direkt an sie oder über ein im Internet abrufbares Formular. (iss)