Thüringen
Bei Geriatrie-Patienten genau hinsehen vor Klinik-Einweisung
Wie können geriatrische Patienten besser durch die Versorgung gesteuert werden? Das Gesundheitsministerium im Freistaat und der Geriatrieverband haben gemeinsam ein Konzept erarbeitet.
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Krankenhaus oder Fachklinik – bei älteren Patienten oft keine leichte Entscheidung.
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ERFURT. Thüringen schafft mehr Klarheit bei der Abrechnung geriatrischer Behandlungen in Krankenhäusern. Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) und der Geriatrieverband Hessen-Thüringen haben eine Positivliste von Kriterien vorgestellt, die eindeutig regeln soll, wann eine stationäre Behandlung geriatrischer Patienten in Allgemeinkrankenhäusern, speziellen Fachabteilungen und Fachkliniken notwendig ist.
Bislang war das oft ein Streitfall: Die Kassen als Kostenträger solcher Behandlungen zweifelten deren Notwendigkeit häufig an. Die vom Verband gemeinsam mit den Kassen erarbeitete Liste ist nach Angaben des Ministeriums die erste derartige bundesweit.
Nach Zahlen des Landesamtes für Statistik sind mehr als die Hälfte der knapp 600.000 jährlich in Kliniken des Landes behandelten Menschen älter als 60 Jahre. 2016 lag der Anteil der 75- bis 80-Jährigen unter den Klinikpatienten bei rund 13 Prozent. Angesichts der demografischen Entwicklung dürfte die Zahl betagter Klinikpatienten noch zunehmen, erwarten Fachleute.
Arzt hat das letzte Wort
Eine Besonderheit der nicht abschließenden Kriterienliste ist die stärkere Berücksichtigung sozialer Faktoren bei der Entscheidung über die Krankenhauseinweisung. "Sie spielen bei älteren Krankenhauspatienten eine große Rolle", sagte Werner. Das gelte etwa für die familiäre Konstellation, so das Vorstandsmitglied im Geriatrieverband Hessen-Thüringen, Burkhard Braun. Häufig hätten betagte Patienten keine Angehörigen vor Ort, die sich um sie kümmern könnten.
Auch Sprachstörungen oder Lähmungen, die die Menschen in ihrem Alltag beeinträchtigten, spielten eine Rolle. Entscheidend bei der Anwendung der Kriterienliste sei die Sichtweise des behandelnden Arztes, wurde betont. Die Kriterien für einen Krankenhausaufenthalt wurden in einer Arbeitsgruppe mit Vertretern der Krankenkasse, des Geriatrie-Verbandes, der Landesärztekammer und des MDK Thüringen erarbeitet. Von einer einvernehmlichen Vereinbarung ist die Rede.
Angebote fehlen – seit Jahren
Hintergrund der Kriterienliste ist das Fehlen geriatrischer Reha-Angebote in Thüringen, was die Krankenkassen seit Jahren bemängeln. Es gibt keine auf geriatrische Patienten eingestellten Rehabilitationskliniken.
So landen bislang Patienten stattdessen in den Geriatrien der Akutkrankenhäuser oder in Fachkliniken. Die Reha-Angebote sollen nun verbessert werden.