Bei Stress: Manche Pflanzenextrakte haben sich bewährt
Wer immer parat steht und 120 Prozent gibt, läuft Gefahr irgendwann auszubrennen. Gerade Hausärzte erkennen oft die ersten Anzeichen und können gegensteuern. Manches Stress-Symptom lässt sich begleitend auch mit Phytotherapie mildern.
Veröffentlicht:Sommerzeit gleich Urlaubs- und Erholungszeit? Für viele Menschen in unserer modernen Leistungsgesellschaft trifft das nicht mehr zu.
Denn gerade vor dem Urlaub muss intensiv vorgearbeitet werden, der Urlaub selbst möglichst aktiv ausgefüllt und danach schnell der zwischenzeitlich neu angehäufte Arbeitsberg abgearbeitet werden.
Jeder dritte TK-Versicherte hat Dauerstress
Nicht von ungefähr beurteilten denn auch in einer Umfrage der Techniker Krankenkasse vor zwei Jahren bereits acht von zehn Deutschen ihr Leben als stressig. Jeder Dritte gab Dauerstress an: Stressfaktor Nummer eins war dabei die Arbeit. Darunter können Körper und Psyche gleichermaßen leiden.
Erste gesundheitliche Folgen wie Muskelverspannungen, Nervosität, Schlaflosigkeit oder Erschöpfung sind dann oft Anlass für einen Arztbesuch.
Pflanzenextrakte hilfreich bei Nervosität
Gerade Nervosität und Schlafprobleme sind eine Domäne der Phytotherapie. Verordnet auf einem Grünen Rezept, verdeutlicht es vielen Patienten, dass ihr Arzt es für sinnvoll hält, dieses Präparat zu nehmen.
Zu den Pflanzen, deren Extrakte sich in Fertigpräparaten bei nervöser Unruhe und Einschlafstörungen bewährt haben, gehören Baldrian, Hopfen, Melisse und Passionsblume, die zudem anxiolytisch wirkt. Johanniskrautextrakt, der beruhigt ohne müde zu machen, hat sich vor allem bei Niedergeschlagenheit bewährt.
Die gute Wirksamkeit standardisierter, ausreichend hoch dosierter Präparate (Tagesdosis 0,2 bis 1 mg Gesamthypericin) bei leichten bis mittelstarken Beschwerden wurde in über 20 Studien belegt. Die vollständige Wirkung tritt dabei nach zwei bis drei Wochen ein.
Oft werden die Pflanzenextrakte auch in Kombinationspräparaten angeboten. Hier war etwa die Kombination aus Johanniskraut plus Baldrian und Passionsblume in einer Studie bei Patienten mit leichter Depression Placebo überlegen.
Homöopathika können helfen
Positive Effekte auf stressbedingte Ermüdungserscheinungen wurden in Untersuchungen auch mit einem Extrakt aus der Rhodiola-Pflanze (Rosenwurz) gemacht.
Neben der Phytotherapie gibt es außerdem im Bereich der Homöopathika Präparate, die gezielt für den Bereich stressbedingte Erschöpfung eingesetzt werden können. Dazu gehört etwa die Kombination aus Coffea, Avena sativa (Hafer), Passiflora und Zincum valerianicum sowie die Kombination aus der mittelamerikanischen Pflanze Damiana plus Ginseng, Acidum phosphoricum und Ambra.
Daneben hat sich in einer Anwendungsbeobachtung ein Präparat mit Gold und Bergkristall, das nach der anthroposophischen Medizin hergestellt wurde, als hilfreich bei stressbedingten Symptomen wie Ruhelosigkeit und Reizbarkeit gezeigt.
Stress fördert Anstieg freier Radikale
Eine zusätzliche Option, um stressbedingte Folgen für den Körper abzufangen, sind diätetische Lebensmittel mit einer gezielten Kombination aus Vitaminen und Spurenelementen.
Denn auf der einen Seite ist bei stressbedingten Erkrankungen ein Anstieg freier Radikale nachweisbar. Auf der anderen Seite sei für gestresste Patienten eine ungesunde/einseitige Ernährungsweise mit der Folge einer unzureichenden Mikronährstoffversorgung typisch, so die Frankfurter Allgemein- und Ernährungsmedizinerin Dr. Stephanie Grabhorn.
Auch für Dr. Axel Schüler-Schneider, Internist und Burnout-Experte aus Frankfurt, sind eine gesunde, ausgewogene Ernährung - unter Umständen kurzzeitig ergänzt in Form von Supplementen - und regelmäßige Bewegung wesentliche Faktoren, auf die bei gestressten, erschöpften Patienten geachtet werden muss.
Er verweist zugleich auch auf eine gewisse Gefahr, dass Patienten durch Selbstmedikation über das eigentliche Problem hinwegtäuschen.
"Bei einem echten Burnout hilft zunächst nur eines: raus aus dem Stressumfeld - das ist meist der Job - auch wenn sich Patienten zunächst gegen eine Krankschreibung wehren", so die Erfahrung des Arztes und Psychoanalytikers.
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