DRK schlägt Alarm

Blutspenden werden nach Poststreik knapp

Der Poststreik ist schon lange beendet, seine Folgen sind aber erst jetzt an manchen Stellen spürbar. So wurden viele Einladungen zu Blutspendeterminen nicht rechtzeitig zugestellt. In einigen Regionen ist die Spenderate deshalb um die Hälfte gesunken.

Von Anna Gentrup Veröffentlicht:
"Spende Blut - Beim Roten Kreuz - Heute". Das war für viele Spendenwillige in den vergangenen Wochen schwierig. Wegen des Poststreiks waren sie über die Termine nicht informiert.

"Spende Blut - Beim Roten Kreuz - Heute". Das war für viele Spendenwillige in den vergangenen Wochen schwierig. Wegen des Poststreiks waren sie über die Termine nicht informiert.

© Ossinge / dpa

KÖLN. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) schlägt Alarm: Bundesweit drohen Engpässe bei der Versorgung von Kranken und Verletzten mit Blutspenden.

Wegen des wochenlangen Streiks bei der Post haben registrierte Spender ihre Einladungen zu Spendeterminen nicht oder zu spät erhalten.

"Beim DRK-Blutspendedienst West ging die regionale Spende-Rate seit Beginn des Streiks im Schnitt um 20 Prozent bis 30 Prozent zurück", sagt Heinz Kapschak, Sprecher vom DRK-Blutspendedienst West. "In einigen Regionen waren es sogar 50 Prozent."

Täglich über 10.000 Einladungen

Die Spender seien es gewohnt, vom DRK per Post an Termine in ihrer Nähe erinnert zu werden, so Kapschak. Weil kein Schreiben ankam, hätten viele der Spender gedacht, es fände keine Spendeaktion statt.

Der DRK-Blutspendedienst West verschickt täglich über 10.000 Einladungen an registrierte Spender aus Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Ab 2016 will die Einrichtung Spendern, die es wünschen, die Einladungen per E-Mail zusenden.

Bei der Organisation, die rund 750 Krankenhäuser aus den drei Bundesländern mit Spenderblut versorgt, ist der Blutvorrat derzeit knapp bemessen.

"Wir haben 4500 Blutkonserven vorrätig, das reicht in Nordrhein-Westfalen für eineinhalb Tage", sagt Kapschak.

Die Zahl der Blutspenden lässt zwar in jedem Jahr zur Sommer- und Urlaubszeit nach, doch wegen des zeitgleichen Poststreiks fehlen der Einrichtung aktuell auch weit verbreitete Blutgruppen.

"Bei der Blutgruppe 0 Rhesus Faktor negativ gab es in der letzten Zeit immer mal einen Mangel an Spendern", sagt Kapschak. "Erschreckend ist, dass wir jetzt auch zu wenige Spender mit den verbreiteten Gruppen A positiv und 0 positiv haben."

Bundesweit gibt es Engpässe

Der Vorrat an Spenderblut ist bei den DRK-Blutspendediensten in ganz Deutschland knapp geworden. "Wenn es in der Vergangenheit in Nordrhein-Westfalen zu einer Knappheit an Blutkonserven kam, konnten wir in Baden-Württemberg, Bayern oder Niedersachsen um Konserven bitten", sagt Kapschak.

"Das geht dieses Mal nicht, denn die Post streikte bundesweit." Entsprechend blieben auch andernorts die Blutspender fern.

Kapschak berichtet, dass in Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz Kliniken bereits planbare Eingriffe verschieben würden. Operationen erfolgten wenn möglich minimalinvasiv - um großen Blutverlust zu vermeiden.

Doch für dringende Eingriffe und Notfälle benötigen die Kliniken weiterhin ausreichend Spenderblut.

Angespannt ist die Lage auch bei der Universitätsklinik Düsseldorf. "Die Spenderzahlen gingen um 30 bis 50 Prozent zurück", sagt Jasmin Adelmann, Sprecherin der klinikeigenen Blutspende-Einrichtung. Von verschobenen Operationen habe sie aber noch nicht gehört.

Hitze erschwert die Lage zusätzlich

Grund für den Rückgang der Spendebereitschaft ist bei der Klinik allein die Hitzewelle. Das Universitätsklinikum versuchte in den vergangenen Wochen, über Aktionen etwa zum Weltblutspende-Tag mehr Spender zu motivieren.

"Wir haben auch Spender aus unserer Kartei mit der Universalspender-Blutgruppe 0 negativ angerufen und um eine Blutspende gebeten", sagt Adelmann.

Die DRK-Blutspendedienste konnten über einen breit angelegten Medienaufruf bereits wieder Spender mobilisieren. Kapschak zeigt sich optimistisch.

"Wenn die Spender jetzt wieder zu uns kommen, können wir den Engpass sicherlich in zwei bis drei Wochen überwinden."

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