Modellierung im Auftrag des BMG

Corona-Impfung in Arztpraxen womöglich schon im März

Über 100.000 Corona-Impfungen werden derzeit täglich in der Bundesrepublik verabreicht. Noch reichen dafür die Impfteams. Das könnte sich rasch ändern, geht es nach einer Berechnung aus dem Bundesgesundheitsministerium.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Bald auch in Deutschland? In der Schweiz sind Corona-Impfungen in der Hausarztpraxis schon Usus.

Bald auch in Deutschland? In der Schweiz sind Corona-Impfungen in der Hausarztpraxis schon Usus.

© Peter Klaunzer / KEYSTONE / picture alliance

Berlin. Schon im März könnte es notwendig werden, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Corona-Impfungen verabreichen. Die erwarteten Impfstofflieferungen könnten ab dann die Kapazitäten in den bundesweiten Impfzentren sprengen. Das geht aus Modellierungen im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums hervor, die Ressortchef Jens Spahn (CDU) am Mittwoch bei der Konferenz der Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel präsentiert hat.

Ziel der „Modelle für eine verbesserte Zielgenauigkeit und Planbarkeit der Impfstoffversorgung“ ist eine bessere Planungssicherheit für die Länder, wie das BMG mitteilte. Die verfügbaren Impfstoffe sollen dadurch „so schnell wie möglich verimpft“ werden.

Die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) ist am Mittwochnachmittag zusammengekommen, um über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie zu beraten. Es wird erwartet, dass der harte Lockdown bis in den März hinein verlängert wird.

Impfzentren werden wohl weiter gebraucht werden

Die von Spahn vorgelegten „Modellierungen“ gehen auf den sogenannten Impfgipfel Mitte vergangener Woche zurück. Bund und Länder hatten sich dort verständigt, die nationale Impfstrategie um einen „Impfplan“ zu ergänzen. In ihm sollen bereits feststehende Liefertermine für Corona-Vakzine festgehalten und weitere per Modellierung skizziert werden.

Arztpraxen spielen in den Modellierungen unter anderem vom Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) eine zentrale Rolle. Bereits im März, spätestens aber im April müsse mit den Impfungen in den Praxen begonnen werden. Dann reichten die Kapazität der Impfzentren nicht mehr aus, „um alle verfügbaren Dosen zu verimpfen“, heißt es in dem vom Zi-Fachbereich „Data Science und Versorgungsanalysen“ vorgelegten Szenario.

Demnach zeichnet sich ebenso ab, dass die Impfzentren – auch bei Einbeziehung der niedergelassenen Ärzte in die Verimpfung – „für einen längeren Zeitraum“ parallel weiter bestehen müssen. Dies alles stehe freilich unter der Prämisse „einer linearen Belieferung der zugesagten Impfstoffe“ durch die Hersteller, betont das BMG.

77 Millionen Impfdosen im 2. Quartal?

Dabei geht das Ministerium von rund 17,7 Millionen Impfdosen aus, die Deutschland im ersten Quartal 2021 erhalten soll – davon 5,6 Millionen Dosen des Herstellers AstraZeneca. Der Impfstoff gilt als tauglich für Arztpraxen, da er nicht bei minus 70 Grad gelagert werden muss wie etwa der Comirnaty® von BioNTech/Pfizer.

Einen deutlichen Sprung nach oben machen die Vakzine-Lieferungen den Modellierungen zufolge dann im zweiten Quartal. Dann sollen rund 63,5 Millionen Dosen zugelassener Impfdosen bereitstehen – vorausgesetzt die Hersteller der drei bereits zugelassenen Impfstoffe (BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca) liefern wie vereinbart.

Wenn zusätzlich noch die Impfstoff-Kandidaten von Johnson & Johnson und CureVac zugelassen würden, wären 77,1 Millionen Impfstoffdosen im 2. Quartal verfügbar (siehe nachfolgende Tabelle). Die Modellierung basiert auf Prognosen der Hersteller.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte zuletzt betont, die Praxen stünden für die Verimpfung der Corona-Vakzine bereit. Impfen sei tägliches Geschäft in Hausarztpraxen. Generell wird davon ausgegangen, dass die Impfkampagne deutlich an Fahrt aufnimmt, sobald die Arztpraxen involviert sind.

RKI-Modell soll Auswirkungen auf die Pandemie ermitteln

Eine weitere Modellierung des Robert Koch-Instituts (RKI) soll Erkenntnisse liefern, wie die vorhandenen Impfstoffe am effektivsten eingesetzt werden können, insbesondere um SARS-CoV-2 Infektionen, dadurch bedingte Hospitalisierungen und Todesfälle zu verhindern. Zudem soll ermittelt werden, ab welcher Impfquote mit welchen Effekten auf das Infektionsgeschehen zu rechnen ist und wie sich dadurch zum Beispiel das Kontaktverhalten in der Bevölkerung verändert.

Das RKI soll hierzu im Rahmen seiner Impfmodellierung im Projekt „ImVaCov“ eine Abschätzung voraussichtlicher Effekte der COVID-19-Impfung vornehmen sowie unterschiedliche Impfstrategien vergleichen.

Auch soll der Frage nachgegangen werden, wie eine langfristige Strategie zur Kontrolle von COVID-19 (post-pandemisch) aussehen könnte – unter der Annahme, dass der Erreger endemisch bliebe. Das RKI geht davon aus, dass es erste Antworten Ende Februar liefern kann.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zahnfüllungen

Amalgam-Verbot greift ab 1. Januar

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

72 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025