Pandemie

Corona-Tests für alle Reiserückkehrer beschlossen

Alle Urlauber erhalten nach der Rückkehr kostenlosen Zugang zu Corona-Tests. Die geplanten Corona-Testungen an Flughäfen sorgen aber weiter für Streit. Die Grünen finden die Idee gut, die FDP warnt vor falscher Sicherheit.

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Die neue Corona-Test-Station am Flughafen Köln Bonn. Geplant sind bundesweit an allen Flughäfen Reihentests auf das Virus bei Rückkehrern aus Risikogebieten.

Die neue Corona-Test-Station am Flughafen Köln Bonn. Geplant sind bundesweit an allen Flughäfen Reihentests auf das Virus bei Rückkehrern aus Risikogebieten.

© Horst Galuschka / dpa

Berlin. Nach dem Urlaub direkt zum Corona-Test: Reisende können sich in den ersten drei Tagen nach der Rückkehr nach Deutschland kostenlos auf SARS-CoV-2 testen lassen. Das haben Bund und Länder am Freitagnachmittag beschlossen. Bereits am Samstag sollen an den Flughäfen Düsseldorf und Dortmund Teststellen die Arbeit aufnehmen, berichtet die KV Westfalen-Lippe.

Wer aus einem Risikogebiet kommt und über einen deutschen Flughafen einreist, kann den Test direkt dort vornehmen lassen. „Der Test ist kein Freifahrtschein“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Anschluss an die Gespräche. Ein Test sei immer nur eine Momentaufnahme. Vernünftiges Verhalten und Wachsamkeit blieben unverzichtbar.

„Die aktuellen Infektionszahlen zeigen einmal mehr, dass wir noch mitten drin sind in der Corona-Pandemie“, sagte Spahn. Der zunehmende Reiseverkehr erhöhe das Risiko.

Reihentests bieten Stoff für Diskussionen

Die geplanten Reihentests an Flughäfen für Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten bieten Stoff für Diskussionen. „Wir müssen alles tun, damit sich der Ischgl-Effekt nicht wiederholt“, warnte die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion der Grünen, Maria Klein-Schmeink, im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ am Freitag.

Bald nähmen die Bundesländer den Regelbetrieb in Schulen und Kitas wieder auf, so die Grünen-Politikerin. Deshalb ergebe das Vorgehen von Bund und Ländern einen Sinn.

Zusätzlich sollten Anlaufstellen für freiwillige Testungen außerhalb der Arztpraxen geschaffen werden, an die sich diejenigen wenden könnten, die aus Risikoregionen innerhalb der EU zurückkehrten. Nur dann lasse sich ein Überfluten der Praxen verhindern.

FDP: Europäische Lösung nötig!

„Wir müssen aufpassen, dass ein einmaliger Corona-Test am Flughafen uns nicht in falscher Sicherheit wiegt“, warnte dagegen der Obmann der FDP-Fraktion im Gesundheitsausschuss, Professor Andrew Ullmann. Die Inkubationszeit betrage zehn Tage, „daher kann der Test am Flughafen nur Teil einer Gesamtlösung sein“, sagte der Infektiologe der „Ärzte Zeitung“ am Freitag.

Da alle Staaten der Welt gerade vor dem gleichen Problem stünden, müsse Deutschland eine gemeinsame europäische Präventionsregelung anstreben anstatt bei einem Kompromiss von Bund und Ländern stehen zu bleiben, so Ullmann.

Wer zahlt die Zeche?

Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen rückten die geplanten Tests in die Sphäre des Bevölkerungsschutzes. Damit sei der Staat zuständig. Die Tests müssten aus Steuermitteln bezahlt werden, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband, der Deutschen Presseagentur. „Wenn alle Urlaubsrückkehrer ohne Symptome getestet werden sollen, ist eine staatliche Finanzierung gefragt.“

Auch von Seiten der Innungskrankenkassen hieß es, die Finanzierung der Testungen an Flughäfen sei als staatliche Aufgabe zu verankern. Die Tests seien sinnvoll. „Doch gesamtgesellschaftliche Aufgaben dürfen auch in diesen besonderen Zeiten nicht auf die gesetzliche Krankenversicherung und damit deren Beitragszahlende abgewälzt werden“, sagte der Geschäftsführer des IKK e.V., Jürgen Hohnl, am Freitag..

Die SPD forderte mit Blick auf Corona-Tests, auch die privaten Krankenversicherungen und deren Versicherte stärker in die Pflicht zu nehmen. Die Testungen wie auch der Aufbau von Intensivkapazitäten würden bislang nur aus Beitragsgeldern der gesetzlich Versicherten finanziert, sagte SPD-Fraktionsvize Bärbel Bas der „Ärzte Zeitung“.

Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten seien neben der ohnehin bestehenden 14-Tage-Quarantäne-Regelung eine sinnvolle, wenn auch mitten in der Urlaubssaison spät verabschiedete Ergänzung der bisherigen Teststrategie, sagte der Obmann der Fraktion der Linken im Gesundheitsausschuss Achim Kessler der „Ärzte Zeitung“. Die Kosten der Rückkehrer-Tests dürften aber nicht an die Krankenkassen und damit die Versicherten weitergereicht werden, sondern müssen, wie alle Maßnahmen des Infektionsschutzes, vom Bund übernommen werden, so Kessler.

Neuer Höchststand bei Tests

Die Zahl der PCR-Testungen hat in der vergangenen Woche mit 488.457 einen neuen Höchststand erreicht. Darauf verweist der Berufsverband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM). Ausgereizt sind die Kapazitäten damit noch nicht. Die beziffert ALM mit 955.000 in einer Woche.

Massentests stehen die Labordiagnostiker gleichwohl kritisch gegenüber. „Im Hinblick auf eine erfolgreiche Pandemie-Eingrenzung ist es wirklich nicht sinnvoll, labordiagnostische Leistungen für alle Bürger unbegrenzt und ohne Anlass, zum Beispiel nach deren Rückkehr aus dem Urlaub oder einfach so, zur Verfügung zu stellen“, sagte Müller. (af/hom)

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