Corona-Impfung

Debatte um Corona-Impfstart in Arztpraxen nimmt Fahrt auf

Auch aus dem Bundestag kommen nun Forderungen, dass Hausarztpraxen bald an den Corona-Impfungen beteiligt werden sollen. Und Politiker von Union und SPD stoßen empfindliche Strafen für Impfvordrängler an.

Von Anno Fricke Veröffentlicht:
Von den Zentren in die Praxen: Die Forderungen nach Ausweitungen der Impfmöglichkeiten gegen SARS-CoV-2 häufen sich.

Von den Zentren in die Praxen: Die Forderungen nach Ausweitungen der Impfmöglichkeiten gegen SARS-CoV-2 häufen sich.

© Friso Gentsch/dpa

Berlin. Rufe, die Hausarztpraxen bald in die Corona-Impfkampagne einzubinden, dringen nun auch aus dem Bundestag. Mit den wachsenden Impfstoffmengen nähere sich der Zeitpunkt, zu dem die vorhandenen Impfdosen von den rund 400 Impfzentren im Land nicht mehr alle verimpft werden könnten, sagte der CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß in einer Debatte am Donnerstag.

Wenn die wöchentlichen Lieferungen eine Marke zwischen drei und fünf Millionen Dosen erreichten, sei es soweit. Krauß regte an, die Praxen sollten ein bis zwei Tage in der Woche alleine für das Impfen reservieren.

„Wir haben ein ausreichendes Zeitfenster“

Logistische Einschränkungen der Praxen sind möglicherweise kein Hindernis mehr für einen früheren Einstieg. Für die auf extreme Temperaturen zu kühlenden Impfstoffe von BioNTech und Moderna gebe es bereits Lösungen, hat der stellvertretende KBV-Vorsitzende angedeutet.

„Wir haben ein ausreichendes Zeitfenster auch bei anspruchsvollen Impfstoffen“, sagte Dr. Stephan Hofmeister. Der Großhandel sei auf Transporte von auf minus 70 Grad gekühltes Material eingestellt.

Lesen sie auch

Priorisierungsvorgaben wollen die Vertragsärzte allerdings nicht einhalten. „In Praxen wird das nicht gehen“, heißt es dazu aus der KBV.

Aktuell wird in Modellprojekten bereits in Hausarztpraxen in mehreren Bundesländern gegen Corona geimpft. Mit dem Überschuss an AstraZeneca-Dosen sollen zudem Dialysezentren und onkologische Praxen direkt beliefert werden. Deren Patienten zählten mit großer Wahrscheinlichkeit zu den priorisierten Gruppen, wird argumentiert.

Ärzte sollen unberechtigt Impfstoff an sich genommen haben

Ärger gibt es im südlichen Westfalen. Dort sollen Ärzte, die sich an den Impfaktionen in Seniorenheimen beteiligt haben, unberechtigt Impfstoff mitgenommen haben. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) geht den Vorwürfen nach.

Sie richten sich nach Medienberichten gegen drei Ärzte, die in mobilen Teams Bewohner von Pflegeheimen geimpft haben. Sie sollen demnach Impfstoff, der nach den Impfungen übrig geblieben ist, genutzt haben, um eigene Patienten zu impfen.

Lesen sie auch

Strafe für Impfvordrängler geplant

Verstöße gegen die Priorisierungsverordnung bleiben im Visier des Bundestages. Gesundheitspolitiker von Union und SPD haben einen Änderungsantrag zum geplanten Gesetz für die Verlängerung der epidemischen Lage eingebracht. Wer sich beim Impfen vordrängelt, soll demnach künftig bis zu 25.000 Euro Strafe zahlen.

In den vergangenen Wochen waren mehrfach Fälle von Mandatsträgern bekannt geworden, die sich impfen ließen, obwohl sie noch gar nicht an der Reihe waren. Darunter waren Bürgermeister, Landräte, Geistliche, Feuerwehrleute und Polizisten.

Impf-Fahrplan

  • In der 2. bis 3. Aprilwoche wird damit gerechnet, dass rund drei Millionen Impfdosen pro Woche eintreffen.
  • Bis dahin sollen Praxen als Auftragnehmer von Impfzentren schon einsteigen können, sagt die KBV.
  • Die Impfstoffe von BioNTech und Moderna können für fünf Tage bei Kühlschranktemperatur (2 - 8 Grad) gelagert werden.
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

238 Abgeordneten legen Gesetzentwurf vor

Gesetzesvorstoß zum Schwangerschaftsabbruch empört Union

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Ein Aquarell des Bundestags

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zum Ampel-Aus: Eigenlob und davon in rauen Mengen

Im Schnitt kamen Vertragsarztpraxen im dritten Quartal 2023 auf 60.168 Euro Honorarumsatz aus vertragsärztlicher Tätigkeit.

© PhotographyByMK / stock.adobe.com

Honorarbericht der KBV

Praxen erzielten im dritten Quartal 2023 mehr Umsatz