Erster Pflegetag

Die Pflege ringt um Arbeitskräfte

In der Pflege werden die Arbeitskräfte knapp. Die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in der Pflege beherrschten die Diskussionen des 1. Deutschen Pflegetages.

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Pflege am Boden: Protest in Berlin.

Pflege am Boden: Protest in Berlin.

© Stephanie Pilick

BERLIN. 2030 könnte mehr als jede fünfte erforderliche Stelle in der Pflege nicht mehr besetzt werden können. Darauf hat Professor Christian Schmidt von der Universität Rostock beim Deutschen Pflegetag in Berlin hingewiesen.

Im Augenblick gilt die Pflegebranche mit ihren starken Belastungen, der überbordenden Bürokratie und der schlechten Bezahlung als wenig konkurrenzfähig für Arbeitnehmer. Diese Situation droht sich zu verschärfen.

Bis 2020 verlassen 2,2 Millionen Schüler weniger die allgemeinbildenden Schulen als in den zurückliegenden Jahren, warnte Rainer Ammende, Akademieleiter am Städtischen Klinikum München.

Im OP-Bereich und auf Intensivstationen sei es bereits heute schwierig, qualifiziertes Personal zu finden, sagte Schmidt. "Die Probleme kommen aber erst noch." Schon in gut fünf Jahren werde die Gesundheitsbranche der Wirtschaftszweig mit dem größten Mangel an hoch qualifizierten Arbeitskräften sein.

Als Folge zeichneten sich schon jetzt eine Verdichtung der Arbeit und eine zunehmende Industrialisierung der Arbeitsprozesse auch in Medizin und Pflege ab.

Ein Effekt der Demografie ist, dass sich der Pflegeaufwand und die Liegezeiten erhöhen. Diese Entwicklung trifft auf alternde Belegschaften und sich verändernde Ansprüche der Menschen an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Um in diesem Umfeld die Konkurrenzfähigkeit der Pflege zu verbessern, fordert die Branche die Generalisierung der Ausbildung, also die Aufhebung der strikten Trennung von Kranken-, Alten- und Kinderpflege sowie eine stärkere Akademisierung der Pflegeberufe.

"Es muss endlich ein Pflegeberufsgesetz geben", forderte der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus. Eckpunkte dazu hatte eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe in der vergangenen Legislatur vorgelegt.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte bereits zur Eröffnung des Pflegetages angekündigt, dass ein Pflegeberufegesetz für die neue Regierung hohe Priorität besitze. Die Personalsituation und die Bezahlung habe man ebenfalls im Auge. Das in manchen Bundesländern noch einbehaltene Schuldgeld für die Pflegeausbildung soll laut Gröhe "der Vergangenheit angehören". (af/sun)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Solidarität mit Pflegenden

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Kommentare
Brigitte Bührlen 27.01.201410:57 Uhr

Wenn es so einfach wäre

Was ist mit "Pflege" gemeint? Weit über 70% der Pflegedürftigen werden von "Angehörigen" begleitet. Die professionelle Pflege ist ökonomisch wichtig, da der größte Teil der Gelder in diesen Bereich fließen. Was wird aber aus der flächendeckenden Pflege durch die Bevölkerung? Auch dieser Bereich ist am Limit: 24 Stunden 365 Tage im Jahr ehrenamtliche Pflegeleistungen neben Beruf, Kindererziehung Partnerschaft und Alltagsversorgung. Wie soll das in Zukunft gehen?
Es ist unbegreiflich, dass dieses Versorgungsproblem das auf uns zukommt überhaupt nicht thematisiert wird. Warum eigentlich nicht?

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