Kommentar

Ein guter Arzt zu sein reicht nicht

In Frankreich wird das Gesundheitsministerium oft mit Ärzten besetzt. Doch es braucht mehr als medizinischen Sachverstand, um politisch erfolgreich zu sein.

Denis Durand de BousingenVon Denis Durand de Bousingen Veröffentlicht:

Nach nur 379 Tagen im Amt wurde Frankreichs Gesundheitsminister Dr. François Braun durch den hohen Beamten Aurélien Rousseau ersetzt. Der politisch unerfahrene Notarzt Braun war im Juli 2022 in die Regierung berufen worden, um die Krise der Notaufnahmen in den Griff zu kriegen. Im stationären Bereich konnte er einige Erfolge verbuchen, bei seinen niedergelassenen Kollegen – die von November bis Februar für bessere Honorare streikten – machte er sich dagegen unbeliebt. Braun wurde offenbar sein mangelndes Kommunikationstalent zum Verhängnis. Er wirkte zwar kompetent, war aber wenig charismatisch, heißt es hinter vorgehaltener Hand aus Regierungskreisen. Da die Gesundheitsversorgung zu den Hauptsorgen der Franzosen gehört, müssen auch Gesundheitsminister die Kunst der Politik beherrschen.

Aurélien Rousseau leitete bis 2021 die Regionale Gesundheitsagentur der Pariser Region Ile de France. Eine Hochburg der Gesundheitsbürokratie, die trotz ihres Namens genau wie die 12 anderen regionalen Agenturen direkt unter der Herrschaft der Regierung steht. Als dritter Gesundheitsminister seit Emmanuel Macrons Amtsantritt ist er der erste, der kein Arzt ist. Von den 20 Ministern, die zwischen 1986 und heute dieses Amt bekleideten, waren sechs Ärzte und vier Ärztinnen. Nur wenige schafften es, gleichzeitig dem Präsidenten, der Ärzteschaft und der gesamten Bevölkerung zu gefallen, und einige erlebten ein abruptes politisches Ende.

Von Gesundheitsministern wird nicht nur medizinische Kompetenz erwartet, sondern auch Empathie und politisches Verständnis. Ob Rousseau über alle diese Eigenschaften verfügt, ist unklar. Auf jeden Fall ist vielen Ärzten schon jetzt bewusst, dass er ein schwierigerer Verhandlungspartner als sein Vorgänger sein wird. Nicht zuletzt weil die gesamte Regierung derzeit keine andere Wahl hat, als weiter auf einen harten Sparkurs zu setzen, wie es Emmanuel Macron unmittelbar nach der Regierungsumbildung angekündigt hat.

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