Woche der seelischen Gesundheit

Einsamkeit kratzt stark an der Psyche

Zum Start der Aktionswoche der seelischen Gesundheit warnen Ärzte: Längere soziale Isolation kann das Risiko, seelisch zu erkranken, deutlich erhöhen.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:
Einsamkeit erhöht Risiko für psychische Erkrankungen um das 2,5-Fache. (Symbolbild)

Einsamkeit erhöht Risiko für psychische Erkrankungen um das 2,5-Fache. (Symbolbild)

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Berlin. Ärzte haben größere Anstrengungen gefordert, um eine wachsende Zahl von Menschen aus sozialer Isolation herauszuholen.

„Das Gefühl von Einsamkeit ist weit verbreitet und betrifft alle Bevölkerungsgruppen“, sagte die Ärztliche Direktorin des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee, Dr. Iris Haut,h am Donnerstag vor Journalisten in Berlin.

Häufig sei das Gefühl von Einsamkeit nur vorübergehend, etwa nach einem Schulwechsel, der Ausbildung in einer fremden Stadt oder einer Trennung, so Hauth. Einsamkeit könne „Teil der Persönlichkeit“ eines Menschen sein. So gesehen bestehe kein Grund, Einsamkeit generell zu pathologisieren.

„Sie kann aber auch Stress bedeuten und Ausgangspunkt für eine psychische Erkrankung sein“, sagte die Ärztin zum Auftakt der 13. Berliner und bundesweiten Woche der seelischen Gesundheit.

Aktion wirbt für mehr Verständnis

Im Rahmen der Aktion, die bis 20. Oktober geht, will ein breites Bündnis aus Verbänden und Selbsthilfegruppen über Zusammenhänge von Einsamkeit und psychischen Leiden informieren und für mehr Verständnis Betroffenen gegenüber werben.

Bundesweit seien in 60 Städten gut 800 Veranstaltungen geplant, sagte der Vorsitzende des Aktionsbündnisses Professor Wolfgang Gaebel. Jeder Mensch könne unter bestimmten Lebensumständen psychisch erkranken.

Seelische Leiden gingen „gehäuft“ mit Diabetes oder Herzkreislauf-Erkrankungen einher. „Ärzte müssen diese Komorbiditäten im Auge behalten und einer Behandlung zuführen.“

Studien zufolge leidet in Deutschland etwa jede zweite Frau und jeder dritte Mann im Laufe des Lebens an einer psychischen Störung. Nicht selten spielt soziale Isolation eine Rolle.

Die vielen Einpersonenhaushalte verschärfen das Problem

Hauth verwies auf Studien, wonach jeder zehnte Teilnehmer im Alter von 35 bis 74 Jahren unter Einsamkeit leide. Ein starkes Einsamkeitsempfinden gebe es statistisch gesehen unter jungen Erwachsenen um das 35. Lebensjahr, im Alter um die 60 Jahre sowie unter hochbetagten Menschen.

Wer sich lange Zeit einsam fühle, weise ein um bis zu 2,5-fach erhöhtes Risiko für eine Depression, Angst- oder Zwangsstörung auf.

Die steigende Zahl der Einpersonenhaushalte könne das Problem verschärfen, warnte Hauth. In Deutschland lebten derzeit geschätzt 41 Prozent aller Menschen in sogenannten Singlehaushalten.

Stabile soziale Beziehungen seien der beste Schutz, um die psychische und damit auch körperliche Gesundheit zu schützen, betonte Hauth, die auch Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde ist.Parallel zur Woche der seelischen Gesundheit startete am Donnerstag auch die Kampagne „Grüne Schleife“.

Ziel ist es, die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Fragen zur seelischen Gesundheit zu intensivieren und Stigmatisierung und Diskriminierung zu begegnen.

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