Ergebnisse aus Baden-Württemberg
Einschulungsuntersuchung: Siebenmal hüpfen auf einem Bein? Klappt oft nicht
Nach der Corona-Pandemie können Vorschulkinder praktisch vollständig wieder gescreent werden. Die Ergebnisse bei Motorik und Sprachstand geben in Baden-Württemberg Anlass zur Sorge – doch es gibt auch positive Entwicklungen.
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Bei der Einschulungsuntersuchung werden neben dem Sprachstand auch Bewegungsabläufe wie Springen und Balancieren getestet. (Symbolbild)
© Markus Scholz / dpa / picture al
Stuttgart. In Baden-Württemberg sind zum Untersuchungsjahr 2022/23 fast alle schulpflichtigen Kinder im Rahmen der Einschulungsuntersuchung (ESU) gescreent worden. 108.483 Kinder hätten die sogenannte Basisuntersuchung durch Sozialmedizinische Assistenten (SMA) durchlaufen, heißt es in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der FDP im Landtag.
Nur bei 0,8 Prozent der Kinder sei ausschließlich nach Aktenlage entschieden worden, heißt es. Die ESU dient der präventiven gesundheitlichen Beratung sowie der frühzeitigen Erkennung von gesundheitlichen Einschränkungen und möglichen Entwicklungsverzögerungen vor Schuleintritt.
Ministerium: Fast alle Kinder wurden im Rahmen der ESU erreicht
Im Untersuchungsjahr 2021/22 habe der Anteil der nach Aktenlage beurteilten Kinder noch bei 8,6 Prozent gelegen. In der Hochphase der Corona-Pandemie 2020/21 wurden sogar fast 48 Prozent der Kinder nicht durch eine SMA gesehen. Obwohl eine Statistik der Schulanfänger für das Jahr 2024 noch nicht vorliegt, geht die Landesregierung zuletzt von einer Quote von 98 Prozent im Rahmen der ESU aus. „Es ist somit davon auszugehen, dass bis auf Einzelfälle alle Kinder erreicht werden konnten“, heißt es in der Antwort des Sozialministeriums.
Teil der Basisuntersuchung ist ein Sprachscreening sowie optional eine zusätzliche erweiterte Sprachstandsdiagnostik. Im Untersuchungsjahr 2022/23 wurde bei einem Drittel der Kinder (33,1 Prozent) ein intensiver Sprachförderbedarf festgestellt. Ein Jahr zuvor hatte dieser Wert noch 27,4 Prozent betragen. Die ESU biete „ein robustes Verfahren für die Beurteilung des Entwicklungsfeldes Sprache“, betont das Sozialministerium.
Jedes vierte Kind hat Probleme beim Einbeinhüpfen
Bei der Untersuchung der Bewegungsabläufe wie Springen und Balancieren galt ein Kind beim Einbeinhüpfen als auffällig, wenn es nicht mindestens siebenmal auf jedem Bein sicher vorwärts hüpfen konnte. Das traf im Untersuchungsjahr 2022/23 auf 25,6 Prozent der Fünfjährigen zu. Da die Daten seit Jahren mit der gleichen Methodik flächendeckend erhoben würden, geben sie „Aufschlüsse über die Entwicklung von motorischen Auffälligkeiten über die Zeit“, heißt es zur Erläuterung.
Baden-Württemberg setzt beim Sprachscreening auf das neue Sprachförderkonzept „SprachFit“. Es handele sich um ein Programm zur erstmals verbindlichen Sprachförderung in Baden-Württemberg, das vor Schuleintritt beginnt und sich die gesamte Grundschulzeit durchzieht. Kinder, die in der ESU einen intensiven Sprachförderbedarf aufweisen, erhielten eine verbindliche ergänzende Sprachförderung im Jahr vor der Einschulung im Umfang von vier Wochenstunden entweder in der Kita oder in der Grundschule, erläutert das Sozialministerium.
Zielmarke von 95 Prozent bei Masernimpfung erreicht
Nach Darstellung der Landesregierung lassen die ESU-Ergebnisse 2022/2023 „in einigen Bereichen positive Entwicklungen“ erkennen: So zeige sich ein „stagnierender bis leicht abnehmender Trend“ beim Anteil der von Übergewicht betroffenen Kinder. Die Teilnahmequoten an den Früherkennungsuntersuchungen seien hoch und reichten von 91 Prozent (U8) bis 94 Prozent (U3 bis U6) respektive 95 Prozent (U7).
Bei der Masernimpfung sei zuletzt erstmals die Zielmarke von 95 Prozent überschritten worden, die zur Elimination von Masern notwendig ist. Dieser „Erfolg“ sei vor allem auf das Masernschutzgesetz zurückzuführen, das 2020 in Kraft getreten ist. (fst)