G20-Gipfel
Gesundheit als Randnotiz
Bei ihrem Treffen in Osaka versprechen die G20-Staats- und Regierungschefs weitere strategisch wichtige Hilfen für den Kongo im Kampf gegen die Ebola-Epidemie. Auch antimikrobielle Resistenzen sowie das Leben mit Demenz standen auf der Agenda.
Veröffentlicht:OSAKA. Der Zugang aller Menschen weltweit zu qualitätsgesicherter medizinischer Versorgung, die Bekämpfung von Infektionskrankheiten sowie ein – nicht zuletzt mit Blick auf die gegenwärtige Ebola-Epidemie im Kongo – effektives Krisen- und Pandemiemanagement, all diese Themen standen am Wochenende im japanischen Osaka auf der Agenda des G20-Gipfels.
Und alle fanden auch Eingang in die Abschlusserklärung des Treffens, bei dem zumindest vonseiten der internationalen Medienvertreter aber eher der amerikanisch-chinesische Handelskrieg – und damit das bilaterale Treffen der Präsidenten Trump und Xi – sowie das Geschacher um die Besetzung der hochrangigen EU-Posten und natürlich Kanzlerin Merkels Gesundheitszustand nach zwei öffentlichen Zitteranfällen im Mittelpunkt des Interesses standen.
Wie die G20 in ihrer Abschlusserklärung klarstellen, sehen sie Gesundheit als Voraussetzung für ein nachhaltiges und inklusives wirtschaftliches Wachstum.
Da die Gesundheitssysteme aber weltweit angesichts der Bevölkerungsentwicklungen unter zunehmendem Kostendruck zu leiden hätten, führe an digitalen und anderen innovativen Gesundheitstechniken für eine effektive und effiziente Versorgung aller Menschen weltweit kein Weg vorbei, so der Konsens. Das Stichwort lautet hier Universal Health Coverage (UHC).
Gesundheits-Aktionsplan soll Impulse geben
Wichtige Impulse erhoffen sich die Gipfelteilnehmer von dem unter anderem von Kanzlern Merkel initiierten „Global Action Plan for healthy lives and well-being for All“. Damit sollen die gesundheitsbezogenen Ziele der 2015 von der UN-Vollversammlung verabschiedeten „2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung“ erreicht werden.
Auf der institutionellen Ebene sollen dabei binnen 15 Jahren alle Menschen weltweit der Zugang zu Familienplanungsmaßnahmen und reproduktionsmedizinischen Dienstleistungen haben und die reproduktive Gesundheit in nationale Strategieprogramme überführt werden.
Zudem sollen bis 2030 auch epidemische Krankheiten wie Aids, Tuberkulose, Malaria oder Ebola ausgerottet werden. Der Aktionsplan soll auf der diesjährigen UN-Vollversammlung im Rahmen des hochrangigen UHC-Treffens vorgestellt werden.
Wie es in der G20-Abschlusserklärung mit Blick auf die Bedeutung einer nachhaltigen Gesundheitsfinanzierung weiter heißt, plädieren die Staaten vor allem in den Entwicklungsländern für eine engere Zusammenarbeit von Finanz- und Gesundheitsbehörden.
Menschen ein gesundes und aktives Altern ermöglichen
Einen weiteren Schwerpunkt legten die G20 auf nicht näher genannte politische Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitsförderung, Prävention sowie der Kontrolle übertragbarer wie auch nicht-übertragbarer Krankheiten, um immer mehr Menschen ein gesundes und aktives Altern zu ermöglichen.
Als Vehikel dazu sollen patientenzentrierte, multisektorale, kommunale, integrierte Konzepte dienen, die – abgestimmt auf die jeweilige demografische Entwicklung des betreffenden Staates – die Menschen über alle Lebensphasen hinweg begleiten.
Zudem wollen sie ein umfassendes Set an gesundheitspolitischen Strategien als Antwort auf die global steigende Demenz-Prävalenz implementieren. Angestrebt werde dabei auch die verbesserte Lebenssituation von Demenzpatienten wie auch von Pflegern.
Kooperation bei Pandemiemanagement
Ein klares Signal sendeten die Gipfelteilnehmer von Osaka aus an die Länder, die potenziell von Ebola-Ausbrüchen und anderen Epi- oder gar Pandemien betroffen sind. Die G20-Mitgliedstaaten, heißt es, wollen in den eigenen Reihen die Reaktionsplanung im Gesundheitswesen verbessern.
Dabei gehe es nicht nur um die Stärkung der eigenen Kapazitäten, sondern auch um die Unterstützung betroffener Länder im Einklang mit den internationalen Gesundheitsvorschriften der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Explizit adressieren die G20 den gegenwärtigen Ebola-Ausbruch in Afrika – und versprechen finanzielle wie technische Unterstützung, wobei die Koordination der Hilfeleistungen durch die WHO erfolgen solle. Ohne auf die von der Weltbank in Zusammenarbeit mit der WHO nach der verheerenden Ebola-Epidemie in Westafrika Mitte des Jahrzehnts geschaffene, neue Pandemie-Versicherung für arme Länder, die Pandemie-Notfall-Finanzierungsfazilität (Pandemic Emergency Financing Facility, PEF), zu rekurrieren, heißt es in der Abschlusserklärung, man arbeite weiter an nachhaltigen und effizienten Finanzierungsmechanismen zur Bekämpfung globaler Gesundheitsnotstände.
Wie bereits die G20-Agrarminister im Mai in Niigata hervorgehoben hatten, so plädierten die Gipfelteilnehmer in Osaka nun dafür, im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen den sektorübergreifenden, interdisziplinären „One-Health-Ansatz“ sowie Antibiotic-Stewardship-Programme zu verfolgen.
Die Forschungsinitiative „Global Antimicrobial Resistance Research and Development Hub“ (Global AMR R&D Hub) fordern die G20 auf, die besten Modelle im Kampf gegen die Resistenzen zu identifizieren und ihnen darüber Bericht zu erstatten – als Grundlage für weitere G20-AMR-Strategien.
Zumindest symbolisch gesehen ist Osaka nicht der schlechteste Ort, um innovativen Technologien und Ansätzen den Weg in die Gesundheitssysteme weltweit zu ebnen. Denn im alten Japan, als Osaka noch Naniwa hieß, diente der dortige Hafen als zentrale Anlaufstelle für ausländische Besucher – und die brachten nicht selten neue, innovative Technologien mit sich, die die Japaner gerne adaptierten.
Wir haben den Beitrag aktualisiert und verlängert am 01.07.2019 um 16:14 Uhr.