Lehren aus Ebola

Gröhe betont internationale Kooperation gegen Seuchen

Seuchen kennen keine Grenzen, wie Ebola gezeigt hat. Die deutsche Gesundheitspolitik hat sich international an die Spitze gesetzt, um Risiken zu bekämpfen.

Von Jonas Tauber Veröffentlicht:
Ebola-Ausbruch 2014 in Liberia: Als ein vermeidbares Risiko erwies sich der Umgang mit Leichen, von denen Infektionen übertragen werden.

Ebola-Ausbruch 2014 in Liberia: Als ein vermeidbares Risiko erwies sich der Umgang mit Leichen, von denen Infektionen übertragen werden.

© Ahmed Jallanzo / dpa

BERLIN. Bricht eine Virus-Erkrankung aus, braucht es vor allem ein stabiles Gesundheitssystem vor Ort, damit sie eingedämmt werden kann. Das sagte der Präsident des Robert Koch Instituts, Professor Lothar Wieler, auf der Veranstaltung "Viren kennen keine Grenzen – was sind Lehren aus der Ebola-Epidemie in Westafrika" in Berlin.

"Um einen Ausbruch zu bekämpfen, müssen Sie ihn erkennen", erklärte er. Den von der Ebola-Epidemie getroffenen Ländern sei das seinerzeit nicht so leicht gefallen, weil sie personell und technisch schwach gewesen seien. "Wir müssen in die Gesundheitssysteme vor Ort investieren", sagte er deshalb.

2013 hatte sich das Ebola-Virus in Westafrika ausgebreitet, über 11.000 Menschen starben an der Seuche. Neben der schlechten Infrastruktur vor Ort lag die dramatische Entwicklung damals auch an der mangelnden Finanzierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), kritisierte Wieler.

Die WHO muss weiter gestärkt werden, sagte auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). "Deutschland hätte sich mehr gewünscht", kommentierte er die aus seiner Sicht moderate Erhöhung der Regelbeiträge der Mitgliedsstaaten im Mai. Zusätzlich hatte Deutschland beim G20-Gesundheitsgipfel eine Anhebung des freiwilligen Beitrags von fünf auf 35 Millionen Euro angekündigt.

Bei der Stärkung der internationalen Gemeinschaft für die Bekämpfung von Seuchen könne Deutschland für sich die Rolle des Treibers in Anspruch nehmen, sagte Gröhe. Er verwies auf die Einrichtung des WHO-Notfallfonds, der bei einem Ausbruch rasch Mittel zur Verfügung stellen solle. "Der Fonds soll 100 Millionen Dollar betragen, wir sind Geberland Nummer eins." Auch bei der Schaffung einer neuen Pandemie-Versicherung unter dem Schirm der Weltbank sei Deutschland mit Japan Vorreiter, so Gröhe. Das stärke die Position des Gastgebers beim G20-Gipfel.

Gröhe sagte, dass es angesichts der globalen Bedeutung von Krisen wie der Ebola-Epidemie der richtige Schritt war, die Gesundheitspolitik auf die Tagesordnung des G20-Gipfels zu setzen. Befürchtungen, das könne zu einer Schwächung der WHO führen, sehen falsch. Wir wollen die WHO stärken", betonte Gröhe.

Für Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), ist eine entscheidende Lektion aus der Ebola-Krise, dass Hilfsorganisationen das Gespräch mit den lokalen Autoritäten suchen müssen, um die Bedingungen vor Ort besser zu verstehen und darauf reagieren zu können. "Wir müssen die kulturellen Hintergründe wieder in den Blick nehmen", warb sie. "Wir müssen wieder in die Dörfer gehen und mit den Ältesten sprechen", sagte sie vor dem Hintergrund der Bedeutung von Beerdigungsriten. Dadurch wurde die Ausbreitung von Ebola begünstigt.

Neben technischer, personeller und finanzieller Ausstattung sei für die Eindämmung von Virus-Erkrankungen das Thema Vertrauen wichtig, sagte Gönner. Die Menschen vor Ort müssten ihrem Staat genauso vertrauen, wie betroffene Länder und Internationale Gemeinschaft einander.

Wieler betonte, dass man sich auf das Auftreten bisher unbekannter Erreger vorbereiten müsse. "Es kommen immer neue Erreger, die wir nicht kennen", warnte er. Am meisten Angst müsse man dabei vor Erregern haben, die sich über die Atemluft verbreiten, wie das bei der Spanischen Grippe der Fall sei.

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