DKG-Empfang

Gröhe will Kliniken gesund schrumpfen

Die Klinikreform wirft ihre Schatten voraus: Bundesgesundheitsminister Gröhe denkt an Bettenabbau. Und diskutiert wird, ob der Bund in die Krankenhausfinanzierung einsteigt.

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Bettenleerstand in Kliniken: Der Gesundheitsminister will die Zahl der Betten reduzieren.

Bettenleerstand in Kliniken: Der Gesundheitsminister will die Zahl der Betten reduzieren.

© m. letschert / fotolia.com

BERLIN. Die Länder müssen sich auf Eingriffe des Bundes in die Krankenhausplanung einstellen. Beim Frühlingsempfang der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hat Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf seiner Ansicht nach vorhandene Überkapazitäten verwiesen.

"Die durchschnittliche Auslastung der Kliniken liegt heute nur noch bei 77 Prozent", betonte Gröhe. Im Jahresdurchschnitt stünden damit mehr als 113.000 von 501.000 Betten leer. Zudem könnten heute immer mehr Leistungen ambulant erbracht werden, die früher einen stationären Aufenthalt in der Klinik unabdingbar machten.

Der Minister fordert daher den Brückenschlag von standortbasierter zu erreichbarkeitsorientierter Versorgungsplanung. Die Bundesländer würden bei der Sanierung von Kliniken und der Anschaffung medizinischer Geräte nur dann Unterstützung erhalten, so Gröhe, wenn sie zu Gegenleistungen bereit seien.

Arbeitsgruppe nimmt am 16. April Arbeit auf

Damit hat der Minister den Aufschlag für die Tagungen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe geliefert. Ein erstes Treffen zwischen Gröhe und seinen Kollegen aus den Ländern ist für den 16. April in Berlin angesetzt. Dabei soll der Fahrplan für ein Versorgungsstrukturgesetz für Kliniken beraten werden.

Die Arbeitsgruppe müsse ein Zeichen setzen, sagte DKG-Präsident Alfred Dänzer: "Die Investitionslücke von mehr als drei Milliarden Euro muss geschlossen werden." Aktuell investierten die Bundesländer knapp 2,7 Milliarden Euro.

Nach einer Rechnung des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus würden aber mehr als sechs Milliarden Euro benötigt.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn, brachte einen Sonderfonds ins Spiel, aus dem die Umwandlung von Krankenhäusern in Gesundheitseinrichtungen wie Pflegeheime oder Medizinische Versorgungszentren finanziert werden könnte. Ein solcher Fonds war auf Drängen der CSU nicht in den Koalitionsvertrag aufgenommen worden.

Augenmaß gefordert

Einen Einstieg des Bundes in die Investitionsfinanzierung schlug der grüne Gesundheitspolitiker Harald Terpe vor.

"Die Länder könnten die Gebäude und die Krankenkassen die Ausstattung mitfinanzieren". Zuschüsse des Bundes müssten aber in jedem Fall mit einer Einschränkung der Planungshoheit einhergehen.

Die Gesundheitsministerin Brandenburgs Anita Tack (Linke) forderte von Gröhe Augenmaß bei einer Krankenhausreform. Ihr Land habe bereits jedes dritte Bett abgebaut. (mh)

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Kommentare
Dipl.-Med Wolfgang Meyer 11.04.201412:01 Uhr

Das Ziel ist profitorientiert!

Schon vor mehr als 10 Jahren war hinsichtlich der Zahl der Krankenhäuser in Deutschland von einer Reduzierung um 1000 Kliniken (akut) die Rede. Es wurde zum Glück bisher nicht geschafft, wenngleich die Zahl der Häuser, die in private Trägerschaften übergingen nicht ohne ist! Das Ziel eines Teils der politisch Verantwortlichen entspricht den Interessen derer, die im Medizinbetrieb eine Industrie sehen, wo Gewinn abgeschöpft werden kann!
So werden mit der Zeit alle öffentlichen bzw. gesamtgesellschaftlichen Be-
reiche und Aufgaben in den Dienst der Gewinnmaximierung gestellt. Die Men-
schen bezahlen das mit einer Entmenschlichung in der Medizin. MIK- Medizi-
nisch industrieller Komplex, hier kann noch viel mehr verdient und abge-
schöpft werden!

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