Daten aller deutschen Krankenhäuser analysiert
HCHE: Für mehr ambulante Leistungen in Kliniken braucht es nicht nur finanzielle Anreize
Immer mehr Leistungen sind ambulant möglich. Aber warum ist das ambulante Leistungsangebot der Kliniken in Deutschland so unterschiedlich ausgeprägt? Eine neue Studie des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) liefert Antworten.
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Laut Studie hat Deutschland „Nachholbedarf“ beim ambulanten Operieren
Hamburg. Hernienoperationen werden in den Niederlanden und in Dänemark zu 85 Prozent ambulant erbracht - in Deutschland nur in 20 Prozent aller Fälle. Auch für andere Eingriffe gilt: Längst nicht alles, was ambulant möglich wäre, wird auch ambulant erbracht.
"Deutschland hat hier noch einen hohen Nachholbedarf", heißt es heute in einer Mitteilung des Hamburg Center for Health Economics (HCHE). Zugleich verweist das HCHE auf die mit einer Ambulantisierung verbundenen Chancen: Die Schonung von Ressourcen und die Entlastung des Personals.
Positionspapier
Krankenhäuser wollen Vorfahrt bei der Ambulantisierung
Ein Forschungsteam des HCHE ist der Frage nachgegangen, was Krankenhäuser in Deutschland bei der Entscheidung, ein ambulantes Angebot zu schaffen, beeinflusst. Das Team um Robert Messerle hat dazu Gesundheitsexperten und Praktiker befragt, um mögliche Einflussfaktoren zu identifizieren, und anschließend Daten aller deutschen Krankenhäuser analysiert.
Erfahrung und Verfügbarkeit geben den Ausschlag
Das Ergebnis zeigt: Es ist nicht nur das Geld. Wer die Ambulantisierung mit Reformen forcieren möchte, sollte weitere Faktoren berücksichtigen. Neben finanziellen Anreizen spielt laut Analyse vor allem die Erfahrung eines Krankenhauses mit dem Eingriff eine Rolle. "Je mehr Erfahrung ein Krankenhaus mit einer bestimmten Leistung hat, desto größer scheint die Bereitschaft zu sein, diese Leistung auch ambulant zu erbringen“, sagte Messerle.
Als weiteren wichtigen Grund nannten die Klinik-Entscheidungsträger in den Interviews des HCHE die Verfügbarkeit von ambulanten Strukturen und Prozessen sowie qualifizierten Personals. Auch auf die Bedeutung individueller Erfahrungen und Präferenzen der Mitarbeitenden wurde in den Befragungen hingewiesen.
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Perspektive der Vertragsärzte: Wollen, dass die Ambulantisierung umgesetzt wird
Aus der Analyse ergeben sich folgende Klinik-interne Faktoren, die bei der Entscheidung über die Schaffung eines ambulanten Angebotes eine Rolle spielen:
- Erfahrung mit einer bestimmten Prozedur/Leistung
- Ambulante Infrastruktur der Krankenhäuser
- Betten- und Personalkapazität der Krankenhäuser
- Leistungsspektrum der Krankenhäuser
- Größe der Krankenhäuser
- Notfallversorgung in den Krankenhäusern
- Finanzielle Situation der Krankenhäuser
Als Krankenhaus-externe Faktoren wurden folgende Punkte genannt:
- Sozioökonomische, demographische und medizinische Charakteristika der Patientinnen und Patienten
- Verfügbarkeit von qualifiziertem Pflegepersonal
- Standort: Krankenhausdichte und Konkurrenz
- Regionale ambulante Versorgungsinfrastruktur
- Intensität der Abrechnungsprüfung durch Krankenkassen (di)