Corona

Hausärzte fordern Umdenken bei Testungen auf SARS-CoV-2

Um Ressourcen zu schonen, fordert der Deutsche Hausärzteverband einen Strategiewechsel. Es sollten nur noch fest definierte Personengruppen auf Corona getestet werden.

Anke ThomasVon Anke Thomas Veröffentlicht:
Abstrich für einen Test auf das Virus SARS-CoV-2.: Der Hausarztverband findet, dass zu häufig getestet wird.

Abstrich für einen Test auf das Virus SARS-CoV-2.: Der Hausarztverband findet, dass zu häufig getestet wird.

© Sebastian Gollnow/dpa

Berlin. Angesichts der knappen Ressourcen bei Corona-Tests und Schutzkleidung plädiert der Deutsche Hausärzteverband für einen Strategiewechsel. Es sei Verschwendung, wenn symptomatische, klinisch stabile Verdachtsfälle und Kontaktpersonen weiter in großem Stil getestet würden.

Um Ärzte sowie das Praxispersonal zu entlasten und die Ressourcen zu schonen, schlägt der Deutsche Hausärzteverband in einem Rundschreiben am Dienstag deshalb für den ambulanten Bereich folgendes Vorgehen vor:

  • Alle Verdachtsfälle, Kontaktpersonen auf COVID-19, mit / ohne Symptome, betreten primär keine Praxisoder Notfallambulanz.
  • In einer telefonischen, Video- oder Auto-Triage oder in einem isolierten Schutzraum (falls vorhanden) erfolgt die Indikationsstellung zur stationären Einweisung. Kriterien für Einweisung können sein: Dyspnoe, Atemfrequenz, O2-Sättigung (falls verfügbar), hohes Fieber und dies unter Berücksichtigung individueller Risikofaktoren (bei Pneumonie-Verdacht gegebenenfalls CRB 65-Score).
  • Besteht keine Indikation zur stationären Weiterbehandlung, jedoch Symptomatik oder Verdacht auf COVID-19-Infektion, werden die Patienten für 14 Tage zu Hause in Quarantäne genommen. Eine Testung findet bei dieser Personengruppe grundsätzlich nicht statt.
  • Getestet werden sollen laut Hausärzteverband nur noch klinisch schwer Erkrankte und Risikopatienten sowie medizinisches und pflegerisches Personal beziehungsweise mit Pflege betreute Personen.
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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 25.03.202010:58 Uhr

Die Empfehlungen des Deutschen Hausärzteverbandes (HÄV) sind z. B. bezogen auf den CRB 65-Score unlogisch.

Denn dieser setzt eine vorausgehende, eingehende klinisch-differentialdiagnostische Untersuchung der Thoraxorgane ggf. mit Röntgen-Thorax voraus, um überhaupt erst einmal eine Pneumonie feststellen oder ausschließen zu können.

"1 Definition
Der CRB-65-Index ist ein klinischer Score, mit dem der Schweregrad einer ambulant erworbenen Pneumonie abgeschätzt werden kann. Der Wert gibt eine statistische Wahrscheinlichkeit an, an der Pneumonie zu versterben.
2 Berechnung
Es werden folgende Kriterien angewendet:
C: pneumonie-bedingte Verwirrtheit (confusion), Desorientierung zu Ort, Zeit oder Person
R: Atemfrequenz (respiratory rate) = 30/min
B: Blutdruck diastolisch = 60 mmHg oder systolisch < 90 mmHg
65: Alter = 65 Jahre
Für jedes festgestellte Kriterium wird ein Punkt vergeben, die höchstmögliche Punktzahl ist 4.
Eine Variante des CRB-65 ist der CURB. Das "U" steht hier für Harnstoff-Stickstoff (urea-N) > 7 mmol/l. Dies setzt eine zeitnahe Labordiagnostik voraus.
3 Interpretation
Patienten mit einem Score von 0 können ambulant behandelt werden, bei einem Score von 1-2 wird eine stationäre Aufnahme empfohlen, bei 3-4 Punkten eine Intensivtherapie. Wenn der Arzt sich für die ambulante Behandlung entscheidet, sollte ein "second look" nach 24-48 Stunden vereinbart werden.
Patienten mit einem Score von 0 haben keine signifikant erhöhte Mortalitätsrate. Bei 1-2 Punkten steigt die Mortalität auf rund 5 %, bei 3-4 Punkten auf über 20 %..."
https://flexikon.doccheck.com/de/CRB-65-Index

Eine "telefonische, Video- oder Auto-Triage" ist nicht lege artis. Ein "isolierter Schutzraum" ist in den meisten hausärztlichen Praxen ohne verfügbare Schutzausrüstungen Illusion.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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