Verbandsprognose
Hausarztverträge werden zur zweiten Regelversorgung
Aufgrund der geplanten gesetzlichen Veränderungen in Paragraf 73b rechnet der Hausärzteverband mit einem neuen Schub für die hausarztzentrierte Versorgung. Doch dadurch ergeben sich vor Ort teilweise neue Probleme.
Veröffentlicht:BAD ORB. In zwei Jahren wird nach einer Prognose des Deutschen Hausärzteverbandes die hausarztzentrierte Versorgung (HzV) bundesweit nahezu flächendeckend etabliert sein.
Die Zahl der eingeschriebenen Versicherten werde sich dann von heute 3,7 Millionen auf sieben Millionen Versicherte nahezu verdoppeln.
Besonders versorgungsrelevant sind die HzV-Verträge laut Eberhard Mehl, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbandes, deshalb, weil mehr als zwei Drittel der eingeschriebenen Versicherten chronisch krank sind.
Die Bedeutung der HzV zeige sich auch daran, dass der Anteil der HzV-Honorare am hausärztlichen Honorarvolumen, der derzeit bei 8,5 Prozent liegt, bald zweistellig ausfallen wird.
Neben dem Gesetzgeber, der die HzV weiter stärken möchte, trage auch das KV-System zu dieser Entwicklung bei, erläuterte Mehl in Bad Orb der "Ärzte Zeitung".
So seien allein in Baden-Württemberg in jüngster Zeit 250.000 Versicherte neu in die Verträge aufgenommen worden, weil Ärzte, die bisher die HzV eher skeptisch beurteilt hatten, nun nach dem "erneuten EBM-Desaster" umgeschwenkt seien.
Auch ansonsten gebe es als Folge der HzV-Verträge mit der TK und der IKK classic reichlich Bewegung. Den Vertrag mit der TK bezeichnete Mehl als "guten Vertrag", obwohl darin die besonders attraktive kontaktunabhängige Pauschale P1 fehlt.
Neue Perspektiven für Hausärzte
Dies werde aber, so Mehl, durch eine großzügig bemessene kontaktabhängige Pauschale P2 aufgefangen, sodass auch über diesen Vertrag ein im Vergleich zur Kollektivversorgung im Schnitt 30 Prozent höheres Honorar pro Patient erzielt werden könne.
Auch in manchen Bundesländern wie in Nordrhein-Westfalen (mit den Betriebskrankenkassen) oder in Bayern (mit dem spätestens in sechs Wochen abgeschlossenen Schiedsverfahren des AOK-Vertrags) eröffnen sich für die Hausärzte neue Perspektiven.
Allerdings stoßen die Verträge nicht bei allen Hausärzten auf gleich große Resonanz. In Hessen beispielsweise sehe es "eher mau" aus, obwohl dort für eingeschriebene Patienten 18 Prozent mehr Honorar generiert werden könne.
In anderen Bundesländern wie in NRW oder Baden-Württemberg gebe es bereits derart viele Selektivverträge mit unterschiedlichen Kassen, dass die eigentlich schlanke Abrechnung von HzV-Leistungen plötzlich zu einem neuen Problem wird.
Der Tenor der Teilnehmer auf der practica in Bad Orb war deshalb eindeutig: "Da muss etwas passieren." (ras)
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