Hessen: Wogen bei KV-Delegierten schlagen hoch
FRANKFURT (bee). In der KV Hessen brodelt es nach der Vertreterversammlung am vergangenen Wochenende weiter heftig. Jetzt hat sich der KV-Vorstand eingeschaltet.
"Die Wogen kochen derzeit höher als sie müssten", erklärt KV-Chef Frank-Rüdiger Zimmeck im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". "Wir sind uns im politischen Ziel einig, dass Hessen attraktiv für Allgemeinmediziner werden muss."
Wie berichtet, hatte der Hausärzteverband aus den Haushaltsbeschlüssen in einer Mitteilung zitiert - für Hessen ein ungewöhnliches Verhalten, da alle Sitzungen der Vertreterversammlung nicht öffentlich sind.
Der Hausärzteverband hatte dabei den Fachärzten vorgeworfen, einen Antrag zur Förderung der Weiterbildung Allgemeinmedizin vertagt zu haben. Hausärzteverbands-Chef Dr. Dieter Conrad stellte daraufhin die Sinnfrage einer gemeinsamen KV.
Gegen diese Darstellung wehrt sich nun die fachärztliche Fraktion in der VV. Dr. Detlef Oldenburg, von Conrad direkt für sein Verhalten angegriffen, sieht sich falschen Anschuldigungen ausgesetzt. Die Nennung seines Namens in der Mitteilung hält er für ruf- und geschäftsschädigend.
"Ich war nicht Vater des Vertagungs-Antrages", erklärt der Hanauer HNO-Arzt im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Als Sprecher der Facharztfraktion habe er zwar "im Fokus der Diskussion" gestanden, heißt es aus der KV, wer der Antragssteller war, wollten weder die KV noch Oldenburg mit Verweis auf die Verschwiegenheitserklärung der VV-Mitglieder sagen.
Viel mehr sei es so, erklärt Oldenburg, dass die Hausärzte den Antrag auf eine nochmalige Erhöhung der Mittel für die Weiterbildungsförderung um 1,2 Millionen Euro nicht abgesprochen hatten.
"Reine Polemik"
Absprachen über Anträge im Vorfeld seien aber Usus in der KV Hessen. 2012 seien für die Förderung bereits 3,709 Millionen Euro genehmigt worden, im März gab es einen Nachtrag von 750.000 Euro. Die Gelder werden paritätisch aus den Honorartöpfen von Haus- und Fachärzten finanziert.
Außerdem sei, so Oldenburg, die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin noch nicht arbeitsfähig. Es sei auch nicht sichergestellt, dass sich die geförderten Mediziner später in Hessen niederlassen.
Auch - so erklärt es der KV-Vorstand - müsse für den erneuten Nachtragshaushalt wieder die Zustimmung des hessischen Sozialministeriums eingeholt werden.
All dies seien Gründe, warum die Fachärzte den Hausärzte-Antrag vertagt, aber nicht verhindert hätten. "Daraus den Zusammenbruch der hausärztlichen Versorgung abzuleiten, ist reine Polemik", sagt Oldenburg.
Der KV-Vorstand sieht in der Auseinandersetzung keinen Eklat. Es sei eine "lebhafte Diskussion" gewesen, erklärt KV-Vorstand Zimmeck, selbst Dermatologe.
Er habe Verständnis für beide Positionen und verlangt nun, dass die Diskussionen nicht mehr über Medien, sondern in den Gremien geführt werden.