Krankenkassen

Höhere GKV-Zusatzbeiträge? Bayerns Gesundheitsministerin Scharf warnt vor „sozialer Sackgasse“

Wohl in den nächsten Tagen will Bundesgesundheitsminister Lauterbach bekannt geben, wie hoch der durchschnittliche Zusatzbeitrag für 2024 ausfallen wird. Aus Bayern kommt ein Warnruf, in welche Richtung es nicht gehen dürfe.

Veröffentlicht:
Ulrike Scharf in Nahaufnahme.

„Entlastung sollte das Gebot der Stunde sein, nicht zusätzliche Belastung“: Bayerns amtierende Gesundheitsministerin Ulrike Scharf (CSU).

© Dwi Anoraganingrum/Panama Pictures/picture alliance

Berlin/München. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will in Kürze die Zusatzbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für das Jahr 2024 bekannt geben – am Dienstag meldete sich dazu Bayerns amtierende Gesundheitsministerin Ulrike Scharf zu Wort.

Eine nochmalige Erhöhung des Zusatzbeitrages führe in „eine soziale Sackgasse“, warnte die CSU-Politikerin. Nötig seien stattdessen „deutlich höhere Bundeszuschüsse“, um versicherungsfremde Leistungen zu finanzieren. Die Bundesregierung stehe hier in der Verantwortung, so die CSU-Politikerin.

Lesen sie auch

Ruf nach deutlich höheren Bundeszuschüssen

Bisher belaufe sich der Bundeszuschuss auf 14,5 Milliarden Euro pro Jahr – Fachleute bezifferten die Gesamtkosten der GKV für versicherungsfremde Leistungen aber auf bis zu 56 Milliarden Euro, rechnete Scharf vor. Allein bei den Bürgergeldbeziehern liege eine Unterfinanzierung von zehn Milliarden Euro pro Jahr vor. „Diese Lücke darf in keinem Fall zulasten der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler gestopft werden“, machte Scharf deutlich.

Der Schätzerkreis geht laut seiner kürzlich vorgelegten Prognose davon aus, dass die Zusatzbeiträge im kommenden Jahr voraussichtlich um 0,1 Punkte auf durchschnittlich 1,7 Prozent steigen. Das Gremium mit Fachleuten aus dem zuständigen Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS), dem Bundesgesundheitsministerium und dem GKV-Spitzenverband nimmt jedes Jahr im Oktober eine Vorausschau auf die Kassenbeiträge vor.

Lesen sie auch

Schätzerkreis mit moderater Prognose

Die Schätzung ist für den Bundesgesundheitsminister nicht bindend – gleichwohl folgt er ihr in der Regel. Karl Lauterbach (SPD) hatte zuletzt klargemacht, dass höhere Bundeszuschüsse zur GKV angesichts der Haushaltslage nicht zu erwarten seien.

CSU-Politikerin Scharf pocht dagegen auf Entlastung. In Zeiten hoher Inflation und wachsender wirtschaftlicher Sorgen der Menschen dürfe es nicht zu weiteren Belastungen kommen. Der Zusatzbeitrag sei schon zum 1. Januar 2023 „spürbar“ erhöht worden. „Diese unsoziale Vorgehensweise darf nicht zur Routine der Bundesregierung werden.“

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Die GKV-Schätzer gehen für das Jahr 2024 von Einnahmen in Höhe von 283 Milliarden und Ausgaben von 314 Milliarden Euro aus. Die Differenz ist aus den Zusatzbeiträgen, die kassenindividuell erhoben werden, aufzubringen – der Durchschnittswert liegt dieses Jahr bei 1,6 Prozent.

Lesen sie auch

Unionsfraktion: Brauchen mehr Prävention statt weniger

Die Unionsfraktion im Bundestag drängt derweil auf mehr Gesundheitsförderung und Prävention. Dadurch könnten nicht nur öffentliche Haushalte entlastet werden, sondern auch die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler in der GKV, heißt es einer Anfrage an die Bundesregierung.

Darin werfen CDU/CSU der Ampel-Koalition vor, entgegen ihren eigenen Ankündigungen bei den Präventionsausgaben den „Rotstift“ anzusetzen. 2024 drohten den Versicherten erneut Beitragserhöhungen sowie eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrundlage, warnt die Fraktion. (hom)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Erhebung von AOK und Deutscher Krebsgesellschaft

Mehr Versicherte nutzen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung

Bessere Versorgungsqualität erwartet

Mecklenburg-Vorpommern: DMP Osteoporose ist gestartet

Interview zur Krebsfrüherkennung

Hautkrebs-Screening: Uns fehlt ein Einladungsverfahren

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll