Giftinformationszentrum
Immer mehr Bürger suchen Rat
Das Giftinformationszentrum Nord in Göttingen verzeichnet einen neuen Rekord: Im vergangenen Jahr gab es über 37 600 Anfragen. Viele Fälle bezogen sich auf kleine Kinder.
Veröffentlicht:GÖTTINGEN. Immer mehr Menschen suchen den Rat der Experten des Giftinformationszentrums Nord (GIZ-Nord) in Göttingen. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht der zentralen Beratungsstelle für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen hervor.
Im vergangenen Jahr beantworteten die ärztlichen Berater des GIZ-Nord 37.643 Anfragen zu Vergiftungen. Dies sei die bislang höchste Zahl seit Bestehen der Einrichtung, sagten die beiden Leiter, Dr. Andreas Schaper und Dr. Martin Ebbecke.
Die beiden Toxikologen haben am 1. Juli gemeinsam die Leitung des GIZ-Nord übernommen. Der bisherige Leiter Dr. Herbert Desel ist Anfang des Jahres zum Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nach Berlin gewechselt.
Vor allem Kinder bis vier Jahre
In etwa 33 000 Fällen lag der Verdacht auf eine Vergiftung vor. Die meisten Vergiftungen passierten im Haushalt, insgesamt waren es rund 29 600 Fälle. Fast 15 000 Vergiftungsfälle betrafen Kinder im Alter bis zu vier Jahren. Die größten Gefahren für Kinder stellen chemische Produkte, Arzneimittel und Pflanzen dar.
Die Göttinger Giftexperten registrierten mehr als 5000 Fälle, in denen Babies und Kleinkinder Reinigungsmittel und andere Chemikalien verschluckt hatten. 3400 Vergiftungen bei kleinen Kindern waren auf Arzneimittel zurückzuführen. Ein Kleinkind erlitt eine schwere Vergiftung, nachdem es eine Knopfzelle verschluckt hatte.
Hauptaufgabe des Giftinformationszentrums ist die Beratung im akuten Vergiftungsfall. Die Giftexperten beobachten auch aktuelle Trends und warnen vor sich anbahnenden Vergiftungsgefahren. So fiel ihnen auf, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Vergiftungen durch Desinfektionsmittel für Schwimmbäder kontinuierlich angestiegen war.
Die Betroffenen hatten teilweise ernsthafte Vergiftungen durch das Einatmen der chlorhaltigen Chemikalien erlitten. Das GIZ-Nord informierte daraufhin die zuständigen Bundesbehörden über die Vergiftungsgefahren - mit der Folge, dass die Hersteller diese Produkte künftig sicherer verpacken wollen.
Der 24-Stunden-Service der länderübergreifenden Beratungsstelle wurde zu 58 Prozent von Bürgern und zu 42 Prozent von medizinischem Fachpersonal genutzt. Auch Tierbesitzer konsultierten die Göttinger Giftexperten. Rund 660 Beratungsfälle betrafen Tiervergiftungen, in mehr als 460 Fällen hatten sich Hunde eine Vergiftung zugezogen. (pid)
Das Giftinformationszentrum-Nord in Göttingen ist rund um die Uhr unter der Notrufnummer 0551-19240 erreichbar.
Weitere Informationen: www.giz-nord.de.