Terminvermittlung
In Sachsen klappt's
Es geht auch ohne Gesetz: Seit Ende 2014 hat die KV Sachsen den Terminservice in Eigenregie organisiert. Die Vermittlungsquote ist hoch.
Veröffentlicht:DRESDEN. In Sachsen geht man bei der Vermittlung von Facharztterminen neue Wege: Ende 2014 richtete die dortige KV eine Terminservicestelle ein, die Patienten bei Bedürftigkeit binnen vier Wochen zum Facharzttermin verhelfen soll.
Geht es nach Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), soll es diese Einrichtungen ab kommendem Jahr bundesweit geben. Am Donnerstag will die große Koalition das Versorgungsstärkungsgesetz verabschieden, Terminservicestellen würden dann Pflicht werden.
Die Terminservicestelle der KV Sachsen nahm Anfang November in Leipzig ihre Arbeit auf. Angegliedert wurde sie am bereits vorhandenen Patiententelefon. Drei bis vier Mitarbeiter kümmern sich seither auf zwei vollen Stellen um die Terminvermittlung.
Auch um Gestaltungsspielraum zu haben, habe man sich schnell zur Einrichtung der Servicestelle entschieden, sagt KV-Sprecher Ingo Mohn. Der Gesetzentwurf aus Berlin sehe regionale Lösungen vor und sichere auch deren Bestand.
Sachsen Vorreiter
"Sachsen ist hier Vorreiter. Jeder Patient, der eine aktuelle qualifizierte Überweisung zum Facharzt erhalten hat und trotz ärztlich attestierter Dringlichkeit und eigenen Bemühungen keinen Facharzttermin erhalten hat, kann sich an die Servicestelle wenden", sagt Barbara Klepsch (CDU), die Gesundheitsministerin des Freistaats.
Auf einer dreistufigen Dringlichkeitsskala muss der Patient vom Hausarzt in Kategorie B eingestuft werden - A-Patienten sind so schwer erkrankt, dass sie sofort und noch vom Hausarzt an einen Fachkollegen vermittelt werden. C-Patienten können warten.
Außerdem muss der B-Patient dreimal selbst versucht haben, einen Termin zu bekommen. "Die hohe Vermittlungsquote zeigt, wie gut die Servicestelle funktioniert", sagt Klepsch.
In den ersten sechs Monaten des Bestehens wurden in Leipzig 1142 Anrufer mit konkretem Wunsch nach Terminvermittlung gezählt. Davon erfüllten nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Dresden 952 die notwendige Voraussetzung.
876 konnten schließlich erfolgreich an Fachärzte und Psychotherapeuten vermittelt werden, davon 626 wiederum innerhalb der vorgesehenen vier Wochen. Zehn Patienten lehnten den Angaben zufolge den angebotenen Termin ab, 41 zogen ihn nach weiteren Eigenbemühungen zurück.
Termine bei Fachärzten gefragt
Die Anfragen zeigen auch den Bedarf an Fachärzten. Vor allem Termine bei Neurologen, Psychotherapeuten oder Augenärzten waren gefragt. Insgesamt machten sie mehr als die Hälfte aller Anfragen aus.
Den Ärzten wird die Annahme neuer Patienten in Sachsen durch einen Honorarzuschlag versüßt. Die Krankenkassen beteiligen sich an der Finanzierung.
Die Vorbereitungen zur Einrichtung der Servicestellen liefen angesichts des Gesetzesverfahrens auch in den anderen KVen, sagt KBV-Sprecher Roland Stahl. Die Ausgestaltung des Angebots werde aber regional unterschiedlich ausfallen.
So würden manche KVen wohl ein Onlineangebot einrichten, andere einen Telefonservice und wieder andere eine Kombination aus beidem.
Bei der KV Sachsen setzt man aufs Telefon. Bei der Vermittlung des richtigen Arztes sei der persönliche Kontakt sehr wichtig, sagt Sprecher Mohn. (dpa)