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Industrie will Datenspenden zur Forschung nutzen

Die forschende Pharmaindustrie strebt mit Nachdruck die Aufnahme in den Kreis der antragsberichtigten Organisationen beim geplanten Forschungsdatenzentrum an.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Datenspenden von Patienten gelten als Treibstoff für die klinische Forschung. Auch die innovativen Pharmaunternehmen wollen diesen Datenschatz nutzen dürfen. Bisher haben sie dazu keinen Zugang.

Datenspenden von Patienten gelten als Treibstoff für die klinische Forschung. Auch die innovativen Pharmaunternehmen wollen diesen Datenschatz nutzen dürfen. Bisher haben sie dazu keinen Zugang.

© Blue Planet Studio / stock.adobe.com

Berlin. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen rührt kräftig die Werbetrommel für den Europäischen Gesundheitsdatenraum (European Health Data Space/EHDS), der ab dem Jahr 2025 EU-weit, grenzüberschreitend und interoperabel die Nutzung von Gesundheitsdaten aller Couleur zum Zwecke der besseren Versorgung und Forschung ermöglichen soll.

Die forschende Pharmaindustrie in Deutschland würde dieses Potenzial gerne nutzen, wie deren Verband (vfa) betont. Dem entgegen steht jedoch die bisherige, im Patientendatenschutzgesetz verankerte Regelung zu Datenspenden, die Patienten ab 2022 aus ihrer elektronischen Patientenakte vornehmen können. Von Gesetzes wegen sollen klinische Forscher auf Antrag beim geplanten Forschungsdatenzentrum, bei dem die Datenspenden gespeichert werden, Zugriff auf diese Daten bekommen, der industriellen Gesundheitswirtschaft aber soll dies verwehrt bleiben. Das muss sich laut vfa dringend ändern. Deren Präsident Han Steutel fordert die Aufnahme zumindest der forschenden Pharmaindustrie in den Kreis der antragsberechtigten Organisationen.

„Die Corona-Krise hat es deutlich gezeigt: Als Bürger:innen sind wir alle auf eine vernetzte medizinische Forschung angewiesen, die optimal funktioniert und rasch Lösungen hervorbringt. Deshalb ist es falsch, ausgerechnet der Pharma-Industrie in Deutschland Anträge auf Datennutzung beim kommenden deutschen Forschungsdatenzentrum zu verwehren. Damit bleibt einer der leistungsfähigsten Forschungsakteure außen vor. Das limitiert künftige Ergebnisse von vorneherein“, so Steutel.

„Damit medizinische Spitzenforschung in Zukunft in Deutschland möglich ist, sind Patientendaten für forschende Pharma-Unternehmen ein wichtiger Schlüssel“, kommentiert Steutel. Um sein Ansinnen argumentativ zu untermauern, hat der vfa nun bei dem Forschungsinstitut Empirica eine Studie in Auftrag gegeben, die für die fünf Länder Finnland, Frankreich, Niederlande, Portugal und Großbritannien exemplarisch untersucht, wie es dort um den Zugang der industriellen Gesundheitswirtschaft zu Datenspenden für die Forschung steht. Wenig überraschendes Ergebnis: Dort ist man liberaler als hier.

Laut vfazudem waren 2018 fast rund 90 Prozent der hierzulande durchgeführten klinischen Arzneimittelstudien von der Industrie initiiert. Mehr als 19.000 Pharma-Forscher arbeiteten jeden Tag an neuen und besseren Therapien und Präventionsmöglichkeiten. Im Bereich der klinischen Forschung liege Deutschland „in Europa nur noch auf dem dritten und weltweit auf dem fünften Rang“.

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