Britische Hausärzte ächzen
Johnson: „Corona-Impfzentren werden wie Weihnachtsbäume aus dem Nichts erscheinen“
30 Millionen Booster-Impfungen gegen SARS-CoV-2 bis Ende Januar hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt. Doch Hausärzte schrammen bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze.
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Boris Johnson bei seiner Auffrischungsimpfung gegen SARS-CoV-2 am Donnerstag. Die Regierung beschleunigt das Auffrischungsprogramm, um die Verbreitung der neuen Coronavirus-Variante Omikron einzudämmen.
© Paul Edwards/dpa
London. Mit Extra-Honoraren und vielen guten Worten versucht die britische Regierung derzeit die knapp 100 .000 Hausärzte des Landes zu motivieren, „bis Ende Januar 30 Millionen“ Booster-Impfungen gegen COVID-19 zu verabreichen. Durch die anstehende Mehrarbeit befinden sich viele Primärarztpraxen aber bereits jetzt am Rande des Kollapses.
Vor wenigen Tagen hatte Premierminister Boris Johnson angekündigt, das Boostern gegen COVID-19 habe in diesem Herbst und Winter „absolute Priorität“. Laut Gesundheitsminister Sajid Javid habe man in den vergangenen Tagen intensive Vorbereitungsgespräche mit ärztlichen Berufsverbänden geführt mit dem Ziel, „bis Ende Januar so viele Nadeln in Arme“ zu bekommen, wie nur möglich. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, bis Ende Januar 30 Millionen Booster-Impfungen im staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) zu verabreichen.
Praxen mit zentraler Rolle
Die Hausarztpraxen sollen in dem Booster-Programm eine zentrale Rolle spielen. Statt überwiegend auf große Impfzentren zu setzen, wie dies im vergangenen Winter geschah, werden Patienten jetzt in ihre Hausarztpraxen eingeladen, um sich dort Auffrischungsimpfungen abzuholen. Weil die Praxen aber dadurch überfordert werden könnten – zumal zu dieser Jahreszeit Wartezimmer ohnehin oft überfüllt sind – plant die Regierung, landesweit rund 1500 zusätzliche kleinere Impfzentren einzurichten.
Das Extra-Boostern freilich stellt viele Praxen vor fast unlösbare Aufgaben. „Wir sind bereits jetzt überlastet und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie wir die jetzt zusätzlichen Booster-Impfungen bewerkstelligen sollen“, so die Londoner Hausärztin Dr. Jemma Grimshaw. In ihrer Praxis werden jetzt die Sprechstundenzeiten auch auf Samstag und Sonntag ausgeweitet.
Nach Angaben des Londoner Gesundheitsministeriums soll es pro Booster-Impfung ein Zusatzhonorar von 15 Pfund (rund 17 Euro) für den Hausarzt geben. Wird die Impfung an einem Sonntag verabreicht, sollen es 20 Pfund (23 Euro) pro Shot sein. Apotheken sollen ebenfalls stärker als bisher in das staatliche Impfprogramm mit einbezogen werden. Auch das Militär wurde verpflichtet. In Deutschland erhalten Vertragsärzte je Impfung 28 Euro, an Wochenenden sind es 36 Euro.
„Wir werden alles dransetzen, und ich sage bewusst ‚alles‘, um bis Ende Januar so viele Patienten wie möglich zu boostern“, so Johnson. „Neue Impfzentren werden wie Weihnachtsbäume aus dem Nichts erscheinen.“