Bundestagswahlkampf

KBV positioniert sich mit Acht-Punkte-Programm

Im Vorfeld der Bundestagswahl zeigt die KBV Flagge. Eine Kernbotschaft ihres Acht-Punkte-Programms: Die Herausforderungen des demographischen Wandels im Gesundheitswesen sind groß, aber sie können gemeistert werden.

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KBV-Chef Dr. Andreas Gassen: "Die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und die Einführung einer Bürgerversicherung wären Gift für die Versorgung unserer Patienten."

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen: "Die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und die Einführung einer Bürgerversicherung wären Gift für die Versorgung unserer Patienten."

© Stepanie Pilick / Springer Medizin Verlag

FREIBURG. Mit einem Acht-Punkte-Programm bringt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ihre Vorschläge zur Gesundheitspolitik in den Bundestagswahlkampf ein. Dies hat der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Gassen, heute auf der Vertreterversammlung seiner Organisation im Vorfeld des Deutschen Ärztetages in Freiburg angekündigt.

Zu den Bereichen, in denen die KBV Reformbedarf sieht, gehören die Bedarfsplanung, der Not- und Bereitschaftsdienst, die Digitalisierung, die Koordination der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen sowie eine stärkere Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe und -sektoren.

Der ambulante und der stationäre Sektor müssten besser verzahnt werden, forderte Gassen. "Das wird nur gelingen, wenn wir ihre jeweiligen Stärken weiterentwickeln und vorhandene Defizite abbauen. Dafür brauchen wir die Unterstützung der Politik. Sie muss sich grundsätzlich zu diesem dualen System bekennen", so der KBV-Chef. Ideen zu einem "dritten Sektor", in den etwa die Notfallversorgung ausgegliedert wird, erteilte er eine klare Absage.

Ein "Ja zur Dualität" forderte Gassen auch mit Blick auf die Finanzierung des Gesundheitswesens: "Die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und die Einführung einer Bürgerversicherung wären Gift für die Versorgung unserer Patienten."

Der niedrigschwellige Zugang zur Gesundheitsversorgung – flächendeckend, wohnortnah und mit freier Arztwahl – trage zum politischen Frieden im Land bei, zeigte sich Gassen überzeugt. Vor diesem Hintergrund eine Gerechtigkeitsdebatte zu führen, sei absurd: "Jeder bekommt die ambulante Versorgung und die Hochleistungsmedizin der Kliniken, die er braucht – ungeachtet seines Geldbeutels."

Für richtig und wichtig hält Gassen, die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen besser zu koordinieren. Es müsse beispielsweise sichergestellt werden, dass Patienten, die keiner stationären Behandlung bedürfen, von Anfang an zum richtigen Vertragsarzt oder -psychotherapeuten geleitet würden.

Auch ein Ende der Budgetierung der vertragsärztlichen Vergütung sei möglich, so der KBV-Chef. Dies funktioniere allerdings nur in Kombination mit einem neuen Tarifsystem in der GKV, das es ermöglicht, Patienten, die bereit dazu sind, etwa über ein primärärztliches Einschreibemodell besser zu koordinieren.

Es sei im Übrigen nicht im Sinne der Patienten, den Arzt durch Vertreter anderer Heilberufe ersetzen zu wollen, so Gassen. Er forderte darüber hinaus, dass die gesetzlichen Krankenkassen grundsätzlich keine homöopathischen Leistungen finanzieren dürfen. „Auch nicht als Satzungsleistung, solange der Nutzen nicht nachgewiesen ist“, konkretisierte er. Einzig wissenschaftlich begleitete Erprobungsregelungen wären als Ausnahmen möglich. (fuh/eb)

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Kommentare
Rüdiger Storm 23.05.201714:53 Uhr

Natürlich keine Homöopathie. Scharlatanerie auf Kassenkosten?

Demnächst sind dann die Handaufleger und Schamanen unterwegs, natürlich nicht aus Altruismus, sondern pekuniär unterstützt durch die gesetzlich vorgeschriebene Krankenkasse?

Wer glaubt das einem solche Dinge gut tun oder hilfreich sind, der darf das gerne ohne die Solidargemeinschaft betreiben.

Es ist schon bizarr, dass solche Dinge wider jeglicher naturwissenschaftlichen Erkenntnis, von der Studienlage braucht man da überhaupt nicht reden, weiter an den Patienten gebracht wird.
Die Profiteure reiben sich vergnügt die Hände.

Insbesondere wenn man sich anschaut, dass Sehhilfen oder Zahnersatz in den gesetzlichen Kassen zum privaten Vergnügen erklärt wurden.
Von geringen Zuschüsse mal abgesehen.

karla Gstaeckbun 23.05.201700:06 Uhr

Der Frieden im Land

Verwunderlich,dass die Einschätzung des dt. Wissenschaftsrates zum Dr.med. von Seiten der Ärzte nicht aufgenommen wird. Eine den Standards anderer Fächer entsprechende wissenschaftliche Leistung würde die Versorgung verbessern und Reputation wieder herstellen.

Eine Sicherstellung der,Versorgung ,sofern Bürgerversich, ließe sich politisch einfach mit einer Verändrung der unterlassenen Hilfeleistung inkl. dem Verhältnis geg. Schutzbefohlenen gewährleisten,falls plötzlich ein kollektiver Stop der Arbeit den "Frieden im Land" gefährden sollte.

Digitalisierung wird die Fehlerdokumentation für Gerichte einfacher möglich machen. Angesichts der laxen Absicherung müsste hier aber noch viel verhandelt werdden.

Astrid Poensgen-Heinrich 22.05.201715:24 Uhr

keine homöopathie mehr

Es gibt eine ganze Reihe von Verfahren, deren Nutzen "wissenschaftlich" nicht nachgewiesen wurden, die dennoch hilfreich sind bzw. zur Heilung beitragen.Zum Beispiel hilft einer Patientin Homviotensin nachhaltig, soll diese jetzt wieder eine Verordnung mit den wesentlich teureren Sartanen bekommen, mit all deren Nebenwirkungen? Das ist für mich nicht nachvollziehbar.

Karlheinz Bayer 22.05.201715:15 Uhr

warum keine Homöopathie und warum Digitalisierung, Herr Gassen?


Nach der griechischen Mythologie folgt die Nemesis auf die Hybris.
Hybris ist, wenn man sagt, Homöopathie habe nichts im GKV-Katalog zu suchen. Die Nemesis ist folgerichtig die Digitalisierung unseres Berufsstands.
Herr Gassen möge von seinem hohen Roß und sich anschauen, wieviele Menschen, die alle GKV-Beiträge zahlen, sich der Homöopathie zuwenden, der Phytotherapie, und darüber hinaus einem schönen Bündel anderer alternativer Behandlungsmethoden.
Klar daß das ein gelernter Unfallchirurg und Orthopäde wie Andreas Gassen anders sieht als ein Landarzt.

Dr.Karlheinz Bayer, kein Homöopath, aber Landarzt

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