Schleswig-Holstein
KV-Chefin mit ernüchternder Analyse
Schwierige Zeiten: Schleswig-Holsteins KV-Chefin Dr. Monika Schliffke beschrieb bei der jüngsten Abgeordentenversammlung ein Gefühl von Machtlosigkeit.
Veröffentlicht:BAD SEGEBERG. Mehrere Gesetze, mit denen Ärzte nicht einverstanden sind, eine durch interne Querelen geschwächte KBV und Angriffe von Medien und Krankenhausvertretern auf den ambulanten Bereich - eine ernüchternde Bestandsaufnahme lieferte KV-Chefin Dr. Monika Schliffke bei der jüngsten Abgeordetenversammlung.
Sie beschrieb die derzeitige Rolle der eigenen Körperschaft auf der jüngsten KV-Abgeordnetenversammlung so: "Viel mehr als ein gegen Windmühlen kämpfender Don Quichotte sind wir nicht."
Keiner im Saal widersprach. Auch nicht, als Schliffke schonungslos mit der KBV abrechnete, ihr politische Konzeptionslosigkeit, fehlende Zusammenarbeit in der Vorstandsetage, das "Aufbauschen eines im Alltag irrelevanten Hausarzt-Facharzt-Konfliktes", das "spionageartige Suchen nach Verfehlungen anderer", das "Ziehen und Zerren an den Dezernaten" und vieles mehr vorwarf.
Schliffke und ihr Vorstandskollege Dr. Ralph Ennenbach sind seit Jahren als Kritiker der KBV-Politik und insbesondere von KV-Vorstand Regina Feldmann zwar bekannt.
Schliffkes Beschreibung der aktuellen KBV-Rolle aber ging über die bisherige Kritik hinaus - sie zeigte die Erkenntnis, gegen die aktuellen Entwicklungen auf Bundesebene kaum etwas ausrichten zu können. Dies gilt auch für die Politik der Großen Koalition.
"Es macht grantig, weil wir nicht nur ein Gefühl von politischer Machtlosigkeit haben, sondern momentan tatsächlich machtlos sind und mehr oder weniger neben dem Geschehen stehen", sagte Schliffke.
Sie verwies in diesem Zusammenhang auch auf die nach ihrer Meinung unsinnigen Terminservicestellen, die die KVen nach dem Willen des Gesetzgebers einzurichten haben, auf die Diskussion über die umstrittenen Portalpraxen auf die verpufften 118 Millionen Euro für die Praxisassistentinnen, die in vielen Ländern aufgrund der KBV-Regelungen praktisch nicht abgerufen werden können.
Zumindest bei der KBV setzt sie auf Wende. "Ganz langsam sehen wir für einiges eine gewisse Chance. Es bildet sich Kraft von unten, aus den Reihen der KVen, den Reihen der VV-Vorsitzenden, aus den Verbänden", sagte sie. (di)