Ärztekammer Niedersachsen

Homöopathie aus Weiterbildungsordnung gestrichen

Antrag auf Ende der Zusatzweiterbildung mit 70 Prozent der Stimmen angenommen.

Veröffentlicht:

Hannover. Die Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) hat die Zusatzweiterbildung „Homöopathie“ aus der Weiterbildungsordnung (WBO) gestrichen und eine neue Fassung beschlossen.

Eigentlich habe die 60-köpfige Versammlung am vergangenen Samstag keine weiteren Anträge zur WBO diskutieren und damit die Version inklusive der Weiterbildung Homöopathie beschließen wollen. So sei die Absprache gewesen, heißt es aus Kreisen der Versammlung.

Tatsächlich sah der Vorstandsentwurf die Beibehaltung der Zusatzbezeichnung vor. Trotzdem wurde der Antrag auf Ende der Zusatzweiterbildung gestellt. Am Schluss wurde er mit 70 Prozent der Stimmen angenommen.

Die neue Regelung gilt ab 2020. Wer aber die Weiterbildung bereits begonnen hat, kann sie zu Ende führen und erhält auch noch die Zusatzbezeichnung, sagte Thomas Spieker, Sprecher der ÄKN. Zudem bestehe Bestandsschutz.

Mit dem Beschluss werde eine integrative Tradition der Ärzteschaft aus der ärztlichen Kunst ausgegrenzt, kritisiert die stellvertretende Vorsitzende des homöopathischen Berufsverbandes Niedersachsen/Bremen, Dr. Ina Chamah, den Beschluss: „Dabei wird die Homöopathie sehr nachgefragt. Vor allem chronisch Kranke wünschen homöopathische Behandlungen.“

Auch Dr. Steffen Grüner, Hausarzt und Mitglied der Kammerversammlung, bedauert die Entscheidung. „Ich bin zwar nicht von der Wissenschaftlichkeit der Homöopathie überzeugt, aber eine Placebo-Wirkung von 30 Prozent ist auch nicht schlechter als die Wirkung mancher anderer Medikamente.“ Neben der medizinischen Argumentation stellt Grüner die politische: „Es ist schade, dass wir die Homöopathie nun mehr den Heilpraktikern und paramedizinischen Anwendern überlassen.“

Die Bremer Kammer hat sich im Oktober als erste Kammer in Deutschland gegen diese Zusatzbezeichnung entschieden. (cben)

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Kommentare
Dr. Hümmer 04.12.201916:51 Uhr

Wo hat Herr Kollege Loewenich gelesen, dass Herr Kollege Hümmer dies schreibt? Mit 33 Jahren Berufserfahrung an der Basis weiß Kollege Hümmer ganz genau, wann Antibiotika und wann komplementäre Verfahren angezeigt sind. Aber er weiß aus der praktischen (!) Erfahrung eben auch, dass Divertikulitiden zu ca. 80% homöopathisch vollständig ausheilen, selbstredend immer in enger (CRP)-und klinischer Überwachung und ggf. Umstellung auf Antibiotika. In Ihrer engen Blase haben Sie in der Tat einiges an der Lehre versäumt, denn es gibt noch einiges zu lernen nach dem Staatsexamen (aber das kann nur ein offener Geist erkennen).
Ja, und als empathischer Arzt, der in Praxisrealität agiert, kann man ohne Eminenz-Narzismus auch würdigen, dass die Patienten durchaus fachlich kompetent sind, denn die merken, was ihnen gut tut und wirklich hilft! Der Vergleich mit dem Rauchen diskreditiert Sie als ernstzunehmender Diskutant.
https://homoeopathiewirkt.wordpress.com/2019/10/29/die-homoopathische-behandlung-der-akuten-divertikulitis-mit-mercurius-corrosivus-sublimatus/

Prof.Dr. von Loewenich 03.12.201917:48 Uhr

Meint Herr Kollege Hümmer wirklich, man könne Antibiotika durch Homöopathika ersetzen? Habe diese äußerst originelle Meinung auch schon von anderen Ärzten/innen gelesen. Was haben wir da in der Lehre versäumt und was haben wir alles im Staatsexamen bestehen lassen? Was soll das Argument, sehr viele Patienten verlangten nach homöopathischer Behandlung? Sind diese Patienten fachlich kompetent? Viele Menschen verlangen auch nach Zigaretten und nach Alkohol. Rechtfertigt Verlangen den Gebrauch?
Prof. Dr.med. Volker von Loewenich, Frankfurt a.M.

Dr. Hümmer 03.12.201910:42 Uhr

Auch wenn es mich selbst zum Glück nicht mehr selbst betrifft:
Diese Entscheidungen kommen einem Berufsverbot gleich!
Die Frage aber, WAS IN WIRKLICHKEIT hinter der IRRATIONALEN Homöopathie-INQUISITION steckt, die mich an unselige zeiten in der deutschen Geschichte erinnert, und die sich trotz zunehmender Antibiotika-Resistenzen und wissenschaftlich erwiesnermaßen positiver Evidenz (sogar besser als die der Antidepressiva!) wie die Pest ausbreitet, diese Frage wird immer unübersehbarer und drängender!*
Eines aber wird die nahe Zukunft (zynischerweise) zurechtrücken:
Wenn sich die Antibiotika in zunehmendem Maße als unwirksam erweisen, wird man die Karten aus sog. wissenschaftlicher Medizin und sog. komplementären Therapieformen einschließlich der Homöopathie neu mischen müssen, und vermutlich werden die, die bisher zur Hatz auf die Homöopathie aufgerufen haben, am lautesten nach den Alternativen schreien.

* https://homoeopathiewirkt.wordpress.com/2019/10/14/homoopathie-unethisch-oder-einfach-nur-unheimlich/

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