Niedersachsen

Kasse kündigen Klinik: Geriatrie reicht nicht

Ist die Versorgung der Patienten im Asklepios Krankenhaus in Clausthal noch gewährleistet? Nein, meinen die Krankenkassen. Darüber ist nun ein Streit entbrannt, der bis vors Gericht führen könnte.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
In der Geriatrie werden betagte Patienten versorgt. (Symbolbild)

In der Geriatrie werden betagte Patienten versorgt. (Symbolbild)

© Kzenon / stock.adobe.com

CLAUSTHAL-ZELLERFELD. Die niedersächsischen Krankenkassen haben beim Land Niedersachsen beantragt, den Versorgungsvertrag mit dem Asklepios-Krankenhaus in Clausthal-Zellerfeld zum Jahresende 2018 zu kündigen. "Die Versorgung der Patienten ist nicht mehr in dem erforderlichen Maße gewährleistet", begründet der Sprecher des niedersächsischen Ersatzkassenverbandes (vdek), Hanno Kummer, den Schritt. Doch das Land will die Kündigung nicht akzeptieren.

Der Asklepios-Konzern betreibt im Harz seit 2003 drei Kliniken – in Seesen, Clausthal und Goslar mit zusammen mehr als 300 Betten, aktuell 54 davon in Clausthal-Zellerfeld. Die Kassen werfen Asklepios nun vor, aus dem Krankenhaus in Clausthal eine reine Geriatrie gemacht zu haben, die nicht mehr in der Lage sei, die oft multimorbiden Patienten tatsächlich medizinisch zu versorgen.

"Seit 2014 gibt es im Wesentlichen keine Grund- und Regelversorgung mehr am Krankenhaus Clausthal", kritisiert Kummer. "Die Folge ist, dass die Clausthaler Patienten zur Behandlung oft ins Krankenhaus nach Goslar transportiert werden müssen. Dabei hat Goslar eine eigene Geriatrie mit ausreichend Kapazitäten."

Der Patiententransport sei eine sinnlose und unnötige Patientenbelastung. "Unserer Berechnung nach sind in der Vergangenheit knapp die Hälfte der Clausthaler Patienten mindestens einmal zwischen den Standorten Goslar und Clausthal verlegt worden", sagte Kummer der "Ärzte Zeitung". Aus Kassensicht müssten die betagten Patienten ganz in Goslar versorgt werden.

Asklepios will nach eigenen Aussagen in Goslar weiter Patienten versorgen. "Gegen den Bescheid der Kassen gegen uns, also gegen die Kündigung des Versorgungsvertrags, sind wir rechtlich vorgegangen, weil wir unserem Versorgungsauftrag und den damit verbundenen Verpflichtungen nachkommen", teilt Ralf Nehmzow mit, Sprecher der Harzer Aslepios-Kliniken.

Auch das Sozialministerium lehnt das Ansinnen der Kassen ab und kündigt auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" an, Mitte März Widerspruch einzulegen. "Die Kündigung des Versorgungsauftrages der Klinik in Clausthal-Zellerfeld hält das Land für nicht gerechtfertigt", teilt eine Sprecherin des Ministeriums mit.

Bei der "Zukunftsfähigkeit" alleine auf die stationäre Versorgung abzuzielen, greife zu kurz. Auch die topografische Lage des Krankenhauses, die universitäre Infrastruktur sowie die wichtige Funktion des Krankenhauses auch für die Sicherstellung einer ambulanten Versorgung in Clausthal Zellerfeld seien mit einzubeziehen, hieß es.

Dann hat das Land drei Monate Zeit, seinen Widerspruch zu begründen. Vdek-Sprecher Kummer kündigte bereits an, im Zweifel vor Gericht zu ziehen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Erhebung von AOK und Deutscher Krebsgesellschaft

Mehr Versicherte nutzen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger