Kurz vor Abstimmung im Bundestag

Kinder- und Jugendärzte warnen erneut vor Cannabis-Teillegalisierung

Umfangreiche Vorkehrungen zum Jugendschutz flankieren die geplante Freigabe des Cannabiskonsums. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fürchtet, dass diese Maßnahmen wirkungslos bleiben.

Veröffentlicht:
Ein Joint wird zusammengebaut.

Kiffen bald erlaubt? Laut Gesetzentwurf aber nicht in Sichtweite von Spielplätzen, Schulen, Fußgängerzonen und Sportanlagen sowie sonstigen Einrichtungen, in denen sich Kinder tummeln.

© Frank Rumpenhorst / dpa / picture alliance

Berlin. Kurz vor der entscheidenden Abstimmung im Bundestag haben Kinder- und Jugendärzte erneut vor den Gefahren der geplanten Teilfreigabe von Cannabis gewarnt. „Wir bekommen schon den Kinder- und Jugendschutz bei Alkohol und Nikotin nicht abgebildet. Warum sollte uns das dann mit drei schädlichen Substanzen leichter fallen“, sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte und -ärztinnen (BVKJ), Dr. Michael Hubmann, der Ärzte Zeitung am Donnerstag. „Wir fürchten, dass Cannabis an Kinder und Jugendliche vermehrt durchgereicht wird, wenn die Substanz für Erwachsene legalisiert wird.“

Der Bundestag will voraussichtlich am Freitag über den von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingebrachten Gesetzentwurf zur Cannabis-Legalisierung entscheiden. Vorgesehen ist unter anderem eine Freigabe ab 18 Jahren – freilich unter bestimmten Auflagen. Spätestens 18 Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes am 1. April soll evaluiert werden, wie sich die Regelungen auf den Kinder- und Jugendschutz auswirken.

Lesen sie auch

Hubmann kritisierte eine „falsche Prioritätensetzung“. Gesundheitsminister Lauterbach habe „eine Vielzahl offener Baustellen vor der Brust“. So laufe man auf „ein großes Kliniksterben“ zu, zeitgleich drohe die ambulante Versorgung an die Wand zu fahren. „Trotzdem hält die Ampel wie berauscht an der Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken fest. Ich frage mich ernsthaft, ob es das Thema wirklich wert ist.“ Politik bedeute auch, dass man Prioritäten immer wieder überprüft und anpasst – „und das passiert hier nicht“, kritisierte Hubmann.

Mit Blick auf die Abstimmung am Freitag im Bundestag sei er „sehr dafür, dass bei dieser wichtigen gesellschaftspolitischen Frage der Fraktionszwang aufgehoben wird. Die Abgeordneten sollten rein nach ihrem Gewissen entscheiden“, so Hubmann weiter. (hom)

Mehr zum Thema

Auseinandersetzung im Tarifkonflikt

Klinik-Ärzte in Neuruppin ein Tag lang im Warnstreik

Gemeindenotfallsanitäter und Surveillance-System in außerklinischer Intensivpflege

Innovationsausschuss vergibt Prüfaufträge

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Abb. 1: Prozentualer Anteil der Patientinnen und Patienten pro Gruppe mit den genannten Symptomen zum Zeitpunkt der Visite 1 (Erstvorstellung) und Visite 2 (24–72h nach Erstvorstellung).

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [13]

Akute Otitis media – Behandlungsoptionen in der Praxis

Leitlinienbasierte Therapie für schnelle Symptomverbesserung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Homöopathisches Laboratorium Alexander Pflüger GmbH & Co. KG, Rheda-Wiedenbrück
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank

ADHS und Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Guter Schlaf durch schnell freisetzendes Melatonin

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger