Norddeutschland

Kontroverse Ansichten zur Maskenpflicht im Unterricht

Auf dem Schulgelände ist es überwiegend verpflichtend – aber sollten Schüler auch im Unterricht Masken tragen? In den norddeutschen Bundesländern vertreten Experten unterschiedliche Meinungen.

Von Dirk Schnack Veröffentlicht:
In Nordrhein-Westfalen ist es für Schüler Pflicht, im Unterricht einen Mundschutz zu tragen. In den nördlichen Bundesländern gilt diese Pflicht überwiegend nur auf dem Schulgelände.

In Nordrhein-Westfalen ist es für Schüler Pflicht, im Unterricht einen Mundschutz zu tragen. In den nördlichen Bundesländern gilt diese Pflicht überwiegend nur auf dem Schulgelände.

© picture alliance / SZ Photo

Hamburg/Bremen/Kiel. In den norddeutschen Ländern wird kontrovers darüber diskutiert, wie verpflichtend das Tragen von Masken für Schüler sein sollte. Tendenz: Grundsätzlich mit Maske zur Schule, aber keine Verpflichtung im Klassenraum.

Bremens Ärztekammer-Präsidentin Dr. Heidrun Gitter hat sich in die vielerorts kontrovers geführte Diskussion mit der Mahnung eingeschaltet, Nutzen und Schaden in dieser Frage abzuwägen. „Kinder und Jugendliche haben unter vielen mit guter Absicht angeordneten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung besonders gelitten. Dies gilt nach aktuellem Stand auch für eine Maskenpflicht in Klassenräumen“, sagte Gitter.

Masken könnten zur Keimquelle werden

Sie hält es für wirksamer, wenn durch Bildung von Kohorten, Abstand wahren, Aufklärung und vorausschauende Teststrategien verhindert werden kann, dass in den Klassenräumen überhaupt eine Viruslast entsteht.

Einen Mund-Nasen-Schutz während des Unterrichts zu tragen, hält Gitter für körperlich belastend. Außerdem gab sie zu bedenken, dass Masken bei längerer Tragezeit durchfeuchten, damit ihre Schutzfunktion einbüßen und selbst zur Quelle von Keimübertragungen werden könnten. Damit nimmt Gitter eine andere Position ein als etwa die Gesellschaft für Virologie, die sich kürzlich wie berichtet über ihre Ad-hoc-Kommission SARS-CoV-2 für das Tragen von Masken auch im Unterricht ausgesprochen hatte.

Tragepflicht auf dem Schulgelände

In Schleswig-Holstein hat Bildungsministerin Karin Prien (CDU) zwei Wochen nach dem Schulstart eine Maskenpflicht auf dem Schulgelände, aber nicht im Unterricht angeordnet. Zuvor hatte es lediglich eine Empfehlung zum Tragen von Masken gegeben. Dies hatte zu Kritik von Schulleitern geführt, die damit keine Möglichkeit sahen, das Tragen von Masken durchzusetzen. Dennoch zeigten sich die Schulen im Norden vorbereitet: An den 951 Schulstandorten in Schleswig-Holstein gab es 25 Fälle, in denen die gebildeten Kohorten als Vorsichtsmaßnahme vorübergehend zu Hause bleiben mussten.

Auch Mecklenburg-Vorpommern hatte sich erst nach anfänglichem Zögern zur Maskenpflicht in den Schulen für Schüler ab der fünften Klasse entschieden. In den Klassenräumen gilt auch dort keine Maskenpflicht. Bildungsministerin Bettina Martin sah sich für ihren zu Beginn nicht klaren Kurs in dieser Frage genauso wie ihre schleswig-holsteinische Kollegin Prien Kritik ausgesetzt.

Behörde verteilt Schutzvisiere und Masken

In Hamburg war dagegen von Beginn des Schuljahres an klar, dass auf den Fluren, in den Pausen, auf Wegen durch das Schulgelände und in der Kantine Masken Pflicht sind. Hamburger Lehrkräfte können auch im Unterricht Masken tragen: Die Schulbehörde empfiehlt dafür transparente Visiere und stellt ein Kontingent von rund 30.000 transparenten Visieren sowie weiteren 30.000 FFP-2-Masken kostenlos zur Verfügung. Für Schüler, die ihre Masken vergessen haben, bekommen die Schulen zusätzlich ein Kontingent von insgesamt 50.000 Mund-Nasen-Bedeckungen.
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In Niedersachsen, wo der Unterricht genauso wie in Bremen am 27. August startet, sollen Masken außerhalb der Unterrichtsräume getragen werden, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Eine Maskenpflicht ist bislang nicht vorgesehen. Details zum Schulstart sollen aber noch vorgestellt werden.

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