Homöopathie

Kritik an Beratung in Apotheken

Halten Apotheker die Leitlinien der Bundesapothekenkammer zur Homöopathie nicht ein? Forscher kritisieren die Beratung dazu.

Veröffentlicht:
Kritik an der Beratung in Apotheken: In nur fünf Prozent aller Gespräche sei gesagt worden, dass es für die Wirkung von Homöopathie keine wissenschaftlichen Belege gäbe.

Kritik an der Beratung in Apotheken: In nur fünf Prozent aller Gespräche sei gesagt worden, dass es für die Wirkung von Homöopathie keine wissenschaftlichen Belege gäbe.

© Patrick Pleul / ZB / picture-alliance / dpa

ERFURT. In vielen Apotheken werden Kunden nicht hinreichend gut zu Homöopathika beraten. Zu diesem Ergebnis kommt Professor Tilmann Betsch, an der Universität Erfurt Leiter der Professur für Sozial-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, der mit seinem Team 100 zufällig ausgewählte Apotheken in Stuttgart, Erfurt, Leipzig und Frankfurt auf Herz und Nieren geprüft hat. Im Mittelpunkt der Kundengespräche stand eine Beratung zu einem erkälteten Familienmitglied.

"Zum einen zeigen unsere Ergebnisse, dass im Falle eines grippalen Infektes die überwiegende Mehrzahl von ihnen zu schulmedizinischen Präparaten rät, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Linderung der Symptome führen", erläutert Betsch. Was die Wirkung von Homöopathika betreffe, so zeichne das Untersuchungsergebnis ein eher düsteres Bild, ergänzt er. Denn in nur fünf Prozent aller Beratungsgespräche sei gesagt worden, dass es für die Wirkung von Homöopathie keine wissenschaftlichen Belege gäbe. In 30 Prozent sei dagegen behauptet worden, die Wirkung von Homöopathie sei entweder in Studien nachgewiesen oder ergebe sich aus dem Erfahrungswissen.

"Nach den Leitlinien der Bundesapothekenkammer soll jedoch die Beurteilung der Wirksamkeit von Präparaten nach pharmakologisch-toxikologischen Kriterien erfolgen. Zumindest was die Begründung ihrer Empfehlungen betrifft, folgte die überwiegende Mehrheit der von uns befragten Apotheker diesen Leitlinien nicht", so Betschs Fazit. Während die Empfehlungen der Apotheker in der Regel nachweislich wirksame Medikamente enthalten hätten, habe sich ihr Wissen über die Wirkung von Homöopathie mehrheitlich nicht von Laien-Meinungen unterschieden.

Betsch leitet mit Blick auf dieses Ergebnis einen bestehenden (Weiter)-Bildungsbedarf bei vielen Apothekern ab. Kunden dürften erwarten, in Apotheken nach aktuellen wissenschaftlichen Kriterien beraten zu werden. (maw)

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Kommentare
Dr. Peter M. Schweikert-Wehner 27.07.201811:29 Uhr

BAK

Sehr geehrter Herr Hege

Die BundesapothekeRkammer gibt ihre Empfehlungen allgemein heraus. Es gibt meines Wissens nach keine Leitlinie zur Homöopathieberatung.

Siegfried Hauswirth 27.07.201807:49 Uhr

Kein wissenschaftlicher Nachweis !

Herr Hege, das Netzwerk Homöopathie hat sich kritisch mit dem von Ihnen und anderen Heilpraktikern gern zitierten Beitrag auseinandergesetzt. Nur ein paar Kernaussagen:
"Die WissHom behauptet zwar den wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit von Homöopathie, diese Aussage findet sich aber in der Zusammenfassung ihres Papiers überhaupt nicht wieder."
"Versorgungsforschung ist prinzipiell nicht geeignet, Wirksamkeitsnachweise zu erbringen."

https://www.netzwerk-homoeopathie.eu/standpunkte/118-stellungnahmewisshomreader

Rudolf Hege 26.07.201814:05 Uhr

Keine Wirkung belegt?

Man fragt sich schon, woher die Bundesapothekenkammer ihr sicheres Wissen beziehen mag. Aber vermutlich ist es das alte Spiel: Bring mir Studien, sagen die Kritiker. Bringt man Studien, dann heißt es, sie sind zu klein, zu wenige oder man liest sie erst gar nicht, weil nicht sein kann, was nicht sein soll.

Wer sich mal die Mühe macht, wird aber durchaus fündig. Z.B. hier: https://www.homoeopathie-online.info/wp-content/uploads/Der-aktuelle-Stand-der-Forschung-zur-Homöopathie-2016-WissHom.pdf

Übrigens, so nebenbei: Apotheker leben davon, dass Kunden wieder kommen und das tun sie nicht, wenn sie schlechte Erfahrungen mit dem Rat gemacht haben. Insofern erfahren Apotheker (und Therapeuten) täglich, ob ihre Empfehlungen wirken oder nicht. Aber Erfahrungen zählen heute ja nichts mehr.

Dr. Peter M. Schweikert-Wehner 26.07.201811:45 Uhr

Überzogene Kritik an Pharmazeuten

Das der überwiegende Anteil der Pharmazeuten zu evident-basierten Therapien rät ist doch ein gutes Ergebnis, insbesondere wenn der Kunde/Patient mit Homöopathiewunsch in der Offizin aufschlägt.
Glaubt denn wirklich einer, ein Arzt mit der Zusatzbezeichnung: Homöopathie auf dem Praxisschild, würde jedem Patienten erklären, dass Homöopathie eigentlich keine nachweisbare Wirkung hat.

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