Kommentar – Krankenhausschließung
Krokodilstränen an der Saar
Zu viele zu kleine und gering spezialisierte Krankenhäuser, dabei der zweithöchste Landesbasisfallwert, überdurchschnittlich viele Großgeräte und Operationen – wie oft ist die Misere der saarländischen Krankenhauslandschaft schon beschrieben und beklagt worden.
Doch kaum schließt ein Haus, wie jetzt im nordsaarländischen Wadern, beginnen die üblichen Rituale: Statt der tatsächlichen Überversorgung wird die gefühlte Unterversorgung beklagt, trotz längst erfolgter Abstimmung der Patienten mit den Füßen und der Niedergelassenen mit ihren Einweisungsempfehlungen werden Untergangsszenarien heraufbeschworen und Qualitätskriterien werden nicht einmal mehr diskutiert.
Klammheimlich freuen sich Politiker über die Marktbereinigung und darüber, dass der Träger und nicht sie dafür haftbar gemacht werden. Und alle sind gespannt, wer als nächster dran glauben muss. Denn die Vorstellung, mit 70 stillgelegten Betten ändere sich etwas Grundlegendes zum Positiven oder Negativen, ist naiv. Tatsächlich geraten viele kleine Krankenhäuser quer durch die Republik unter immer stärkerem Druck – auch durch zunehmende Auflagen.
Es ist im Sinne der Patienten, möglichst hohe Qualität einzufordern. Genauso wichtig ist es aber auch, dass die Politik sich nicht nur auf die Selbstheilungskräfte des Marktes verlässt, sondern für faire finanzielle und planerische Rahmenbedingungen sorgt.
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