Entlassmanagement
Kurzarztbriefe im Testlauf
In NRW werden neue Formulare getestet, die die Kommunikation zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzten verbessern sollen. Wenn die Evaluation erfolgreich ist, könnte am Ende ein standardisierter digitaler Überleitungsbogen herauskommen.
Veröffentlicht:KÖLN. Niedergelassene Ärzte halten standardisierte Überleitungsbögen bei der stationären Patientenversorgung für sinnvoll. Allerdings lehnen sie dabei den Einsatz von Papierformularen ab, weil er sehr aufwändig ist. Das zeigen die Rückmeldungen von Ärzten aus dem Praxisnetz Gesundheitsregion Siegerland.
"Die Kollegen kritisieren die Doppeldokumentation auf Papier und in der EDV", sagt der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), Dr. Wolfgang-Axel Dryden der "Ärzte Zeitung".
In Siegen testen Ärzte und das Marien-Krankenhaus den Einsatz von ärztlichen Kurzberichten für das Überleitungsmanagement. Das Formular ist im gemeinsamen Landesgremium für die sektorübergreifende Versorgung in Nordrhein-Westfalen (das sogenannte 90a-Gremium) entwickelt worden.
Auch im nordrheinischen Remscheid werden die Kurzarztbriefe erprobt. Nach der Evaluation will das 90a-Gremium Empfehlungen für die landesweite Nutzung der Formulare aussprechen.
"Es ist unser Ziel, möglichst schnell eine elektronische Lösung zu installieren", schildert Dryden die Position der KVWL. Um die Abläufe in den Praxen reibungslos zu gestalten, sollten die Ärzte die Angaben aus dem Krankenhaus direkt in ihrer Verwaltungssoftware ablegen können und umgekehrt aus dem System heraus einen Kurzbericht für die Klinik generieren können, erläutert er.
Entlassung ab Freitagmittag ein Problem
Auch in Bochum erproben Mediziner den Einsatz eines standardisierten Arztbriefs für die verbesserte Kommunikation zwischen Klinik und Praxis. Das ist eine vom 90a-Gremium unabhängige Initiative. "Die Kollegen in den Netzen haben das Thema frühzeitig aufgegriffen", so Dryden.
Das kommt nicht von ungefähr, denn im Alltag läuft beim Informationsaustausch am Übergang von der Klinik in die Praxis und zurück nicht alles optimal. "Ein Problem ist insbesondere die Entlassung von Patienten ab freitags mittags", sagt er. Hier benötigten die weiterbehandelnden Haus- und Fachärzte frühzeitig Informationen, um die weitere Versorgung der Patienten sicherstellen zu können. Daran hapere es aber häufig.
Auch aus Sicht der Kliniken könnte vieles besser laufen. Das zeigt eine Untersuchung des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft, an der 673 Allgemeinkrankenhäuser mit mindestens 50 Betten teilnahmen.
Danach klappt aus Sicht vieler Kliniken die Zusammenarbeit beim Entlassmanagement mit ambulanten und stationären Pflege- und Rehaeinrichtungen deutlich besser als mit niedergelassenen Ärzten. "In jedem zweiten Krankenhaus bilden vor allem die zeitnahe Verfügbarkeit von Unterlagen sowie der Kontakt zu den niedergelassenen Ärzten ein Problem", so das DKI.
"Wichtig, die Überleitung zu standardisieren"
Ein zentraler Kritikpunkt aus Klinik-Sicht ist die mangelnde Erreichbarkeit der niedergelassenen Ärzte, erläutert Dr. Karl Blum, Leiter des Geschäftsbereichs Forschung beim DKI. "Hier könnte die Verabredung bestimmter Zeiten und Kommunikationskanäle Abhilfe schaffen", sagt er.
Defizite beim Informationsaustausch und Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit seien nicht auf die niedergelassenen Ärzte beschränkt.
"Das Problem ist wechselseitig", betont Blum. Aus seiner Sicht ist es nicht erstaunlich, dass die Kommunikation der Kliniken mit Reha- und Pflegeeinrichtungen besser läuft. Hier seien viele Abläufe formalisiert, beispielsweise die Einstufung durch die Pflegeversicherung. "Da müssen die Beteiligten zwangsläufig kooperieren und kommunizieren", sagt Blum.
Die Erhebung zeige, dass sich in den Kliniken in diesem Bereich in den vergangenen Jahren bereits vieles verbessert hat. "Wichtig ist es, die Überleitung zu standardisieren."