Gesundheitsversorgung

Mangel an Hausärzten in Sachsen hält an

In vielen Gebieten Sachsens wird händeringend nach Hausärzten gesucht. Vor allem auf dem Lande ist der Mangel groß. Die KV Sachsen und auch die Linken im Landtag sehen die Politik in der Pflicht.

Veröffentlicht:

Dresden. Der Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten in Sachsen hält an. Nach einer Übersicht der Kassenärztlichen Vereinigung waren mit Stand 1. Juli in der Region Dresden 111 entsprechende Stellen nicht besetzt, in der Chemnitzer 247 und im Raum Leipzig 26. In Summe fehlten damit 384 Ärztinnen und Ärzte. Anfang 2023 war der Mangel sogar noch größer, wie eine Anfrage der Linken im Landtag ergab. Damals klaffte eine Lücke von 451 offenen Stellen. Vor allem auf dem Land gibt es ein Versorgungsproblem.

„Krank oder sogar chronisch krank sein und ewig keine Hausärztin und keinen Hausarzt finden - das wünsche ich niemandem. Unser Gesundheitswesen ‚bestraft‘ viele Menschen für die Wahl ihres Wohnorts, dabei muss gute Versorgung überall verfügbar sein“, teilte Linke-Fraktionschefin Susanne Schaper der Deutschen Presse-Agentur mit. Hausärztliche Praxen seien auch deshalb wichtig, weil sie mögliche weitere Behandlungen steuern sollen. Schaper ist selbst eine ausgebildete Krankenschwester.

Die Anfrage der Linken hatte ergeben, dass der Personalmangel vor allem in und rund um Weißwasser, Stollberg, Frankenberg-Hainichen, Marienberg, Reichenbach, Werdau und Torgau groß ist. „Die ärztliche Versorgung ist ein zentraler Punkt, wenn Menschen darüber nachdenken, aufs Land zu ziehen oder dort zu bleiben. Auch medizinisches Personal lässt sich nur in Gebiete locken, die attraktive Lebensbedingungen bieten“, sagte Schaper. Deshalb seien Investitionen in Verkehrsverbindungen, Kitas oder Kultur sehr wichtig.

KV Sachsen sieht Politik in der Pflicht

Die KV Sachsen verweist auf eigene Angebote und Förderprogramme, die schon seit Jahren existieren und Abhilfe schaffen sollen. „Darüber hinaus muss auch die Politik auf allen Ebenen aktiv werden – also auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene.“ Um die ambulante Versorgung jetzt und für kommende Generationen zu sichern, brauche man grundsätzliche strukturelle Änderungen, etwa eine gute Infrastruktur in ländlichen Regionen, bessere Freizeitangebot, Einkaufsmöglichkeiten, schnelles Internet und gute Anbindungen.

Ähnlich formuliert Schaper Forderungen ihrer Partei. „Die Landarztquote wird es jedenfalls nicht allein richten. Weiterbildung und Digitalisierung müssen erleichtert, Bürokratie muss reduziert und die Vergütung regelmäßig angepasst werden, schon damit die Praxen dem benötigten Personal attraktive Bedingungen bieten können.“ Zudem gelte es Ausbildungskapazitäten schnellstens zu erweitern und mehr Studienplätze für Humanmedizin einzurichten.

„Es gehört auf den Prüfstand, wie zeitgemäß es ist, den Zugang zum Medizinstudium von einer 1,0-Abiturnote abhängig zu machen. Der Staat sollte außerdem innovative Praxismodelle wie Teampraxen und mobile Angebote wie Gemeindeschwestern unterstützen“, sagte Schaper. Zudem sollte es mehr Polikliniken geben. Das würde Ärztinnen und Ärzte davon entlasten, neben ihrer Tätigkeit ein kleines Unternehmen in Form einer Praxis zu führen. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Verband weist auf Probleme der ambulanten Versorgung hin

SpiFa: „Keine einzige Baustelle des Gesundheitswesens beseitigt“

Bessere Versorgungsqualität erwartet

Mecklenburg-Vorpommern: DMP Osteoporose ist gestartet

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Kommentare
Die Praxisräume sind noch ungewöhnlich, die Freude an der neuen Arbeit ist schon da: Der neu niedergelassene Marc Baron zusammen mit seiner Frau Antje, die in der Praxis mitarbeitet.

© Dirk Schnack

Praxiseröffnung

Niederlassung jenseits der 50 auf dem Land? Ein funktionierendes Beispiel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Nachfolge besiegelt? Ist die Praxis gut in Schuss und die Lage akzeptabel, dann kann der Erlös ein schönes zusätzliches Einkommen fürs Alter bringen.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Deutsche Apotheker- und Ärztebank

Praxisabgabe: Nicht so schwer, wie gedacht

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll