Coronavirus-Pandemie
Marburger Bund kritisiert Kurzarbeit in Rehakliniken
Weil es in einigen Rehakliniken derzeit wenig zu tun gibt, werden Ärzte und Pflegekräfte offenbar in Kurzarbeit geschickt. Der Marburger Bund kritisiert das scharf: Jede helfende Hand werde derzeit benötigt.
Veröffentlicht:Berlin. Kein Verständnis für Kurzarbeit von Ärzten und Pflegekräften hat der Marburger Bund (MB). Staatlich finanzierte Kurzarbeit könne in Unternehmen sinnvoll sein, um in der jetzigen Krise Entlassungen zu verhindern. Im Gesundheitswesen komme es aber derzeit auf Jeden an, der in der ambulanten oder stationären Versorgung helfen könne, so die MB-Vorsitzende Dr. Susanne Johna.
„Wir verzeichnen aktuell eine große Bereitschaft zur Mithilfe bei Ärztinnen und Ärzten im Ruhestand und bei Medizinstudierenden. Da ist es doch grotesk, Ärzte in Kurzarbeit zu schicken und damit nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern auch die jetzt schon unter hoher Belastung arbeitenden Ärztinnen und Ärzte derart vor den Kopf zu stoßen“, sagt Johna.

Ärzte und Pflegekräfte während der Coronavirus-Pandemie in Kurzarbeit: Dafür fehlt der MB-Vorsitzenden Dr. Susanne Johna jedes Verständnis.
© Marburger Bund LV Hessen
Einerseits Kurzarbeit, andererseits über 60 Wochenstunden
Gleichzeitig plane die Bundesregierung eine COVID-19-Arbeitszeitverordnung, die für Berufe der Daseinsvorsorge Ausnahmen von den Schutzregelungen des Arbeitszeitgesetzes zulasse. „Während auf der einen Seite Mitarbeiter im Gesundheitswesen in Kurzarbeit geschickt werden, sollen andere auch mehr als 60 Wochenstunden arbeiten und das mit verkürzten Ruhezeiten“, kritisiert Johna.
Solche hohen Arbeitszeiten seien selbst kurzfristig nur schwer zu ertragen. Deswegen sei es wichtig, die Belastung angesichts der länger andauernden Krise auf möglichst viele Schultern zu verteilen, fordert die MB-Vorsitzende.
MB: Es gibt genug zu tun
Der Marburger Bund erhält offenbar von seinen Mitgliedern immer mehr Hinweise, dass in privaten Rehakliniken und ambulanten Zentren Kurzarbeit eingeführt wird. Das hält die Klinikärztegewerkschaft für unverantwortlich. Selbst wenn in manchen Bereichen der Normalbetrieb nicht stattfinden könne, gebe es genug zu tun.
Überall wo das Patientenaufkommen derzeit geringer sei, komme es darauf an, Mitarbeiter zu schulen und für die Behandlung von COVID-19-Patienten zu trainieren, fordert Johna.