TCM-Universität in Peking
Medizin mit allen Sinnen lernen
Mehr als 22.000 Studenten aus 52 Ländern studieren an der Universität für Chinesische Medizin in Peking. Auf dem Stundenplan stehen Akupunktur, Heilkräuterlehre und Qi Gong - in Theorie und Praxis.
Veröffentlicht:PEKING. Xiaomeng hebt das verschlossene Glas gegen das Licht. Ganz genau betrachtet die Studentin die getrockneten Beifußfasern, schüttelt das Glas leicht, vergleicht die Fasern mit anderen Heilkräutern und macht sich eifrig Notizen in ihren Block.
Die 21-jährige Chinesin kommt regelmäßig in das "Museum für Traditionelle Chinesische Medizin". Auch wenn dieses dreimal pro Woche der Öffentlichkeit zugänglich ist, so sind die zwei Räume des "Museums" vor allem für die Studenten der Universität für Chinesische Medizin von Bedeutung.
Viele kommen wie Xiaomeng regelmäßig her, um den Unterrichtsstoff der Vorlesung noch einmal plastisch zu untersuchen.
Mehr als 1500 Arzneimittel der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sind in den Räumen, die auf dem Campus angesiedelt sind, zu sehen - vom getrockneten Beifuß über Ginkgo-Blätter bis hin zu Meeresfrüchten oder Blutegeln.
Die Beifußfasern, in der TCM Moxa genannt, verglimmen bei der Moxibustion über bestimmten Therapiepunkten. Der chinesischen Lehre zufolge wirkt die Hitze auf den Fluss des Qi in den darunter liegenden Leitbahnen, die auch die theoretische Grundlage für die Akupunktur bilden.
Auf Xiaomengs Stundenplan stehen Akupunktur und Moxibustion ebenso wie Ernährungslehre, Tuina-Massage oder das Qi Gong.
Nach der Mittagspause übt die Studentin gemeinsam mit ihren Kommilitonen und der Professorin die fließenden Bewegungen, die den harmonischen Fluss der Lebensenergie, des Qi, unterstützen sollen.
Warnehmung der TCM im Ausland verbessern
Chinesisches Tagebuch
Drei Monate lang lebt "Ärzte Zeitungs"-Redakteurin Jana Kötter in Peking. In ihrer Kolumne "Chinesisches Tagebuch" berichtet sie regelmäßig aus dem Reich der Mitte. Schon erschienen sind folgende Artikel:
- Peking leidet unter Pappelflocken
- Gesundheitspflege am Strand
- Luft anhalten!
- Die große Angst vor Krankheiten
Seit 1956 werden die fünf wichtigsten Säulen der TCM an der Universität für Chinesische Medizin im Pekinger Stadtzentrum gelehrt. Die Einrichtung ist damit eine der ältesten explizit medizinischen Hochschulen der Volksrepublik China.
Im Museum der Hochschule führt der zweite Ausstellungsraum durch die Geschichte der TCM, auf deren Feld die Uni mit ihren 13 Fakultäten und vier angeschlossenen Kliniken heute als eine der wichtigsten Institutionen des Landes zählt.
Gerade heute, in einer Zeit, in der viele Chinesen die westliche Schulmedizin bevorzugen und der TCM den Rücken kehren, geht die Uni eigenen Angaben zufolge einer "Mission" nach.
"Wir wollen das Verständnis von TCM als medizinische Wissenschaft stärken, die sowohl in der Prävention als auch in der Behandlung von akuten Krankheiten herangezogen werden kann", sagt Hochschul-Präsident Professor Anlong Xu. Dazu gehöre die Ausbildung von "herausragendem medizinischen Personal".
Nicht zuletzt wolle die Universität auch die Wahrnehmung der TCM im Ausland verbessern. Insgesamt studieren aktuell mehr als 22 000 Studenten an der Universität für Chinesische Medizin, 15 Prozent von ihnen sind internationale Studenten aus 52 Ländern.
So wie Donna M. Winges: Die US-Amerikanerin ist eine der knapp 600 PhD-Studenten der Universität. "Als ich nach China kam, konnte ich kein Wort Chinesisch", sagt die Doktorandin. Innerhalb von zwei Jahren habe sie nun die Sprache erlernt, um ihre Dissertation zu verfassen.
Denn während Bachelor- und Master-Studiengänge auch in Englisch gelehrt werden, muss der PhD auf Chinesisch absolviert werden. "Aber wenn man schon die Chance hat, TCM hier, an ihren Wurzeln, zu studieren", sagt Donna, "dann muss man dafür auch etwas investieren."
Das Museum für Traditionelle Chinesische Medizin befindet sich in der Bei Sanhuan Dong Lu 11 in Peking. Es ist montags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter http://english.bucm.edu.cn/