Bundesregierung
Mehr Vorsorge und Therapieplätze für Pandemie-belastete Kinder angemahnt
Geschlossene Kitas und Schulen, weggebrochene Freizeitangebote: Die Corona-Lockdowns haben Kindern und Jugendlichen zugesetzt. Ein Bericht der Bundesregierung listet 26 Empfehlungen auf, wie ihnen geholfen werden kann.
Veröffentlicht:Berlin. Mehr psychotherapeutische Angebote, mehr Regeluntersuchungen bei Ärzten: Die Bundesregierung hat eine größere Unterstützung für in der Coronavirus-Pandemie belastete Kinder und Jugendliche gefordert.
Die Jüngsten in der Gesellschaft schulterten seit Beginn der Krise „besonders viel“, sagte Familienministerin Christine Lambrecht (SPD) am Mittwoch in Berlin. Die Lockdowns wirkten bei vielen Kindern nach. „Sie leiden unter Ängsten, Einsamkeit und Bewegungsmangel.“
Stark betroffen seien ausgerechnet jene Kinder und Jugendliche, die es bereits vor der Pandemie schwer gehabt hätten. Sie benötigten „ganz schnell“ ärztliche und psychotherapeutische Hilfe. „Wir brauchen eine noch bessere und frühzeitigere Versorgung“, adressierte Lambrecht an die Gesundheitsminister der Länder. Sie müssten für bessere Rahmenbedingungen sorgen.
Bei 2G-Regel Rücksicht auf Familien nehmen
Lambrecht rief auch dazu auf, bei der Umsetzung der 2G-Regeln in den Ländern Rücksicht auf Familien mit Kindern zu nehmen. Diese dürften dadurch nicht zusätzlich belastet werden, ging die SPD-Politikerin auf geplante Regelungen in Berlin ein.
Der rot-rot-grüne Senat hat ein 2G-Optionsmodell für die Hauptstadt beschlossen. Demnach hätten nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt zu bestimmten Innenräumen – betroffen wären auch Kinder unter 12 Jahren, die sich aber bislang nicht gegen COVID-19 impfen lassen können. Der Berliner Senat will die Regelung laut Medienberichten überprüfen.
Am Mittwochmorgen hatte das Bundeskabinett den Bericht einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des Bundesgesundheits- und des Bundesfamilienministeriums zu „Gesundheitlichen Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ verabschiedet. Darin enthalten sind 26 Empfehlungen, die insbesondere von Bund, Ländern und Kommunen umgesetzt werden sollen. Dazu gehören:
Dafür sollen Infektionsschutzmaßnahmen wie Impfen, Testen, Abstand halten und Maske tragen sowie das Lüften von Klassenräumen als „Gesamtpaket“ weiter Anwendung finden. Da sich Kinder unter 12 Jahren aktuell nicht impfen lassen können, werden Erzieher und Lehrer aufgerufen, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Dazu brauche es mehr Aufklärung und niedrigschwellige Impfangebote an den Einrichtungen.
Ergänzt werden sollen diese Maßnahmen um ein breites Testangebot an Kitas und Schulen. Die Arbeitsgruppe verweist dazu auf die „Nationale Teststrategie“. Darin empfohlen würden PCR-Lollitests. Diese seien für Kinder einfach zu handhaben und überdies sicherer als Antigentests.
Hierbei spielten U- und J- Untersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt sowie Schuleingangsuntersuchungen eine wichtige Rolle, heißt es im Bericht. Krankenkassen und Länder sollen daher verstärkt für U-Untersuchungen werben und Einladungssysteme ausbauen. Zudem sollten regelmäßige Arztbesuche stärker beworben werden, um mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen abklären zu können.
Präventive Angebote sollen auf kommunaler Ebene besser vernetzt werden. Länder und Kommunen sollen zudem mit Kassen und anderen Trägern primärpräventive Angebote etwa zum gesunden Frühstücken oder zum Einhalten von Pausen in Kitas und Schulen ausbauen.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, Ziel der Empfehlungen sei es, Kinder und Jugendliche auf dem Weg zurück in die Normalität zu unterstützen. Nötig seien mehr Investitionen in Prävention und Vorsorge.