Großbritannien
Nicht nur der Brexit treibt Ärzte davon
Berufsverbände warnen: Unzufriedenheit und Unsicherheit bei ausländischen Medizinern.
Veröffentlicht:LONDON. Hunderte in Großbritannien praktizierende Haus- und Klinikärzte erwägen, das Land zu verlassen. Der Brexit ist dabei nach Angaben ärztlicher Berufsverbände im Königreich nur ein Faktor.
Andere Faktoren, die ausländischen Ärzten die Arbeit in Großbritannien zunehmend vermiesen, sind überhohe Registrierungs- und andere mit der Berufsausübung in Zusammenhang stehende Gebühren sowie eine zunehmende Ausländerfeindlichkeit im Land. Diese ist nach einstimmiger Meinung diverser Verbände und Organisationen seit dem Brexit-Referedum im Juni 2016 deutlich gestiegen.
Wie ärztliche Berufsverbände im Königreich berichten, wächst die Unzufriedenheit und Unsicherheit bei ausländischen Medizinern in jüngster Zeit „besorgniserregend stark“, so ein Sprecher des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) in London.
„Hunderte Ärzte erwägen ernsthaft, das Land zu verlassen. Das ist schlecht für Patienten und für das Gesundheitswesen generell.“
Viele NHS-Ärzte kommen aus dem Ausland
Der staatliche britische Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) könnte ohne die Hilfe von im Ausland ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte nicht funktionieren. Laut Londoner Gesundheitsministerium haben bis zu 38 Prozent der NHS-Ärzte eine im Ausland erworbene berufliche Qualifikation.
Zugleich steigen die Patientenzahlen sowohl im Primärarztbereich als auch im stationären Sektor. NHS-Klinikmanager schlugen in jüngster Zeit bereits des öfteren Alarm angesichts teils haarsträubender Versorgungsengpässe in den staatlichen Kliniken.
Gesundheitspolitische Beobachter rechnen damit, dass sich die Situation nach dem EU-Austritt (vermutlich Ende Oktober) weiter verschlechtern wird.
Erschwerend hinzu kommt noch, dass wegen des anhaltenden Brexit-Chaos kaum noch Zeit bleibt im politischen Betrieb für die Gesundheitspolitik. Dringend benötigte Reformen werden immer wieder vertagt. (ast)