Dialyse-Pläne

Nierenärzte sind alarmiert

Zwölf Prozent oder 180 Millionen Euro: Über diese Einsparsumme bei den Dialyse-Sachkosten berät der Bewertungsausschuss von KBV und GKV. Außerdem in der Diskussion: eine Mengenabstaffelung. Das alles schmeckt den Nephrologen überhaupt nicht.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Dialyse in Deutschland - die Zahl der Patienten steigt: Von 41.455 im Jahr 1995 bis 63.427 im Jahr 2005.

Dialyse in Deutschland - die Zahl der Patienten steigt: Von 41.455 im Jahr 1995 bis 63.427 im Jahr 2005.

© BVMed-Bilderpool

BERLIN. Nierenärzte fürchten um eine gute Versorgung von Dialysepatienten in Deutschland. Hintergrund für die Sorge ist eine mögliche Entscheidung des Bewertungsausschusses, der am heutigen Donnerstag in Berlin (14. Februar) zusammenkommt.

Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Frage, ob die Dialysesachkosten gesenkt werden sollten. "Diese Pläne des Ausschusses sind für die Nephrologen existenzbedrohend", sagte Dr. Michael Daschner, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Deutsche Nierenzentren. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 660 Dialysepraxen.

Absenkung ist wahrscheinlich

Sowohl aus Ärzte- als auch aus Kassenkreisen gilt eine Absenkung der derzeitigen Pauschale von etwa 520 Euro pro Woche pro Patient in einer Größenordnung von zwölf Prozent als wahrscheinlich.

Nach Berechnungen des Bewertungsausschusses würde dies die Krankenkassen in einer Größenordnung von 180 Millionen Euro jährlich entlasten. Derzeit geben die Kassen etwa 1,4 Milliarden Euro für diese Leistungen aus.

Möglicherweise soll die Pauschale sogar abgestaffelt werden: Dann gebe es für die ersten 40 Patienten in der Woche mehr Geld als für Patient Nummer 41, der eine Dialysepraxis aufsucht.

"Jeder weitere Patient ist aber doch genauso krank wie der Erste und braucht dieselbe aufwändige ärztliche Betreuung", so Daschner.

Grundlage für die mögliche Absenkung der Pauschale sind Daten des Statistischen Bundesamtes im Auftrag des Instituts des Bewertungsausschusses (InBa). Diese Zahlen sind laut InBa offiziell unter Verschluss.

Nephrologen: Kosten steigen

Aus Kreisen der Nephrologen hieß es, dass sie den Zahlen zufolge einen Reingewinn von etwa 330.000 Euro pro Jahr hätten. Das sei jedoch ein unrealistisch hoher Betrag, so die Nephrologen.

Zudem stiegen die Kosten für eine Praxis kontinuierlich an. Die Patienten würden immer älter und morbider.

Der Überschuss der Nierenärzte beträgt laut Honorarbericht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für das vierte Quartal 2011 etwa 66.000 Euro. Diese Zahl bezieht sich ausschließlich auf die Einnahmen aus der GKV.

Zum Vergleich: Hausärzte hatten im selben Zeitraum einen Überschuss von etwa 24.000 Euro.

Kassen: Versorgung nicht gefährdet

Die KBV verwies darauf, es sei der Auftrag der Selbstverwaltung, die Wirtschaftlichkeit des GKV-Systems im Auge zu behalten. Eine Absenkung der Pauschale werde jedoch nicht zum wirtschaftlichen Ruin von Dialysepraxen führen, sagte KBV-Sprecher Roland Stahl der "Ärzte Zeitung".

Ähnlich äußerten sich auch Kassenkreise: Eine Gefährdung der Versorgung sei nicht zu befürchten. Die Krankenkassen bezahlten ohne Einschränkung auch weiterhin alle Leistungen der Dialyse.

Die FDP im Bundestag mahnte bei der Neubewertung der Vergütungsbestandteile der Nephrologen eine differenzierte Betrachtung an: Kleinere Praxen, die gerade auch die Versorgung in der Fläche sicherten, dürften nicht benachteiligt werden, sagte FDP-Politiker Lars Lindemann.

Die Empörung von Patienten und Ärzten sei berechtigt. Sie zeige, dass "hier in Hinterzimmern und ohne einen Großteil der Betroffenen ziellos und undifferenziert nach der Rasenmähermethode Kostensenkung das Ziel war", so Lindemann.

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