Kooperation
Pädiater setzen auf Ambulanz-Zentren
Soziale Prävention von Kindesbeinen an: Die Kinder- und Jugendärzte wollen die Versorgung ihrer kleinen Patienten verbessern - und fordern Polikliniken.
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Ärztehaus: Option für die Kinder- und Jugendmedizin?
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HAMBURG (ras). Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) hat bei ihrer Jahrestagung in Hamburg neue ambulante Versorgungsstrukturen gefordert, um den neuen Morbiditäten im Kindes- und Jugendalter durch "soziale Prävention" gerecht werden zu können.
Nach Ansicht von DGKJ-Präsident Professor Norbert Wagner sollten bundesweit "ambulante Kinderzentren" aufgebaut werden, in denen Pädiater und andere Mediziner wie etwa Kinder- und Jugendpsychiater interdisziplinär mit anderen Berufsgruppen wie Familienhebammen, Kinderkrankenschwestern oder Ernährungsberatern gemeinsam niedrigschwellige Beratungs- und Behandlungsangebote unterbreiten.
Nur so werde es künftig möglich sein, diejenigen Familien, die bisher keine Ärzte aufgesucht haben, unbürokratisch und "auf kurzen Wegen" zu erreichen.
Um auch sozial benachteiligten Kindern mit psychischen Störungen und Entwicklungsdefiziten den Zugang zu diesen ambulanten Zentren zu eröffnen, sei eine enge Kooperation mit Jugendämtern, Schulen und Kindertagesstätten notwendig, erläuterte Wagner.
Plädoyer für die Lebensmittelampel
Gesundheitsangebote müssten auch in den Kitas selbst deutlich früher als bisher unterbreitet werden. Eine altersangepasste Ernährungsschulung von Kindern sollte bereits im vierten Lebensjahr beginnen.
Überaus hilfreich wäre hier aus Sicht der DGKJ die Einführung von Farbampeln auf Lebensmitteln. Wagner: "Das Thema sollten wir politisch erneut aufrollen und dann auch rasch umsetzen."
Die ambulanten Gesundheitszentren könnten nach Vorstellungen von Wagner in ländlichen Regionen künftig auch dazu beitragen, die allgemeinpädiatrische Basisversorgung auf breiter Ebene sicherzustellen.
Diese werde künftig nicht mehr durch niedergelassene Pädiater allein abgedeckt werden können.
Denn die nachrückende Generation, die durch einen hohen Frauenanteil charakterisiert ist, möchte überwiegend im Angestelltenverhältnis und nicht in eigener Praxis arbeiten.