Prognose
Pflegebeitrag wird weiter steigen
Bis 2045 wird es fünf Millionen Pflegebedürftige in Deutschland geben, schätzt die Bertelsmann-Stiftung. Das hat Folgen für den Pflege-Beitragssatz.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Bertelsmann-Stiftung geht davon aus, dass der aktuelle Beitragssatz in der sozialen Pflegeversicherung von 3,05 Prozent bis 2024 kostendeckend sein wird.
Danach stünden massive Beitragssatzsteigerungen an, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Prognos-Studie zur Finanzentwicklung in der Pflegeversicherung.
Darin macht Studienleiter Dr. Stefan Etgeton deutlich, dass „der demografische Wandel nicht ‚wegreformiert‘ werden kann“. Konkret geht die Stiftung von einer Zunahme der Pflegebedürftigen von 3,3 (2017) auf fünf Millionen im Jahr 2045 aus.
Dabei wird unterstellt, dass die gegenwärtige Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, konstant bleibt. Für anderslautende Annahmen fehlten bisher empirische Belege, heißt es in der Studie.
Im Jahr 2015 bezogen 40 Prozent der 85- bis 90-Jährigen und zwei Drittel der über 90-Jährigen Leistungen der Pflegekassen.
Weiterhin geht die Stiftung davon aus, dass die Bedeutung der Pflege durch Angehörige zugunsten der professionellen Pflege abnehmen wird – ein weiterer Kostentreiber.
Hintergrund dafür ist, dass immer mehr alte Menschen keine Familienangehörigen mehr haben werden, die die informelle Pflege leisten könnten. Entsprechend werde vermutlich der Anteil der Pflegegeldempfänger sinken und die Quote derer, die vollstationär in Heimen untergebracht werden, steigen.
Im Ergebnis der Prognose geht die Bertelsmann-Stiftung für das Jahr 2045 von Leistungsausgaben in Höhe von 141 Milliarden Euro aus – 2017 waren es 35,5 Milliarden Euro. Als Folge müsste der Beitragssatz in rund 25 Jahren schrittweise auf 4,25 Prozent steigen (siehe nachfolgende Grafik).
Gemessen am Durchschnittseinkommen eines Arbeitnehmers würde dies Mehrausgaben von rund 550 Euro im Jahr entsprechen. Der Anstieg entspräche einer Ausgabendynamik von jährlich 4,9 Prozent, die damit deutlich höher läge als in der GKV.
Die Autoren betonen, bei dieser Prognose handele es sich um eine „mittlere“ Berechnungsvariante, keinesfalls um einen „Worst Case“.
Etgeton betonte, die Prognose stelle nur ein Teilergebnis einer größer angelegten Studie dar. Darin untersuche man Modelle für einen künftigen Mix an Professionen, durch die Pflegekräfte aufgewertet und der Pflegeberuf attraktiver gemacht wird. (fst)
Wir haben den Artikel am 16.01.2019 um 15:57 Uhr aktualisiert und die ursprüngliche dpa-Version durch einen eigenen Beitrag ersetzt.
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