Hausärztemangel
Preis für Projekt, das für Landarzt-Beruf wirbt
Ein an der Uni Halle initiiertes Werbekonzept für den Hausarztnachwuchs ist mit einem renommierten Preis ausgezeichnet worden.
Veröffentlicht:HALLE. "Deutschland - Land der Ideen", die gemeinsame Standortinitiative von Politik und Wirtschaft, zeichnet einmal im Jahr bundesweit verdiente Projekte aus. Die "Klasse Allgemeinmedizin" an der Uni Halle" ist 2014 als "Ort im Land der Ideen" geehrt worden.
Aus über 1000 Bewerbungen zum Jahresthema "Innovationen querfeldein - Ländliche Räume neu gedacht" wählte die Fachjury aus Politik und Wirtschaft die Hallenser Initiative auf Platz eins in der Kategorie Bildung.
Gefragt waren Innovationen zur Stärkung der Zukunftsperspektiven ländlicher Regionen, Ideen und Projekte mit nationalem und internationalem Vorbildcharakter, die Inspiration für andere sein können.
Und genau das ist das Projekt "Klasse Allgemeinmedizin". Professor Dr. Andreas Klement, Leiter der Sektion Allgemeinmedizin an der Universität Halle, hatte sie vor drei Jahren als ergänzendes Ausbildungsangebot initiiert, weil in ländlichen Regionen immer weniger Hausärzte praktizieren und Nachwuchs dringend gesucht wird.
Direkte Verbindung zwischen Theorie und Praxis
Seither wird in Halle jeweils 20 angehenden Landärzten pro Jahrgang bereits zu Beginn ihres Studiums ein Hausarzt-Mentor an die Seite gestellt, der selbst in einer ländlichen Region praktiziert. Der enge Kontakt, Praktika und viele Hospitanzen sollen Sympathien für den vermeintlich unattraktiven Beruf des Landarztes zu wecken.
Von Anfang an dabei ist die Allgemeinmedizinerin Dr. Ute Schnell aus Bad Dürrenberg, der Studierende an jeweils zwei Tagen pro Semester über die Schulter schauen.
Mit ihren Tipps und Anregungen und erst recht durch das eigene Vorbild will sie Werbeträgerin für ihren Beruf sein. Die erfahrene Ärztin unterrichtet zudem nebenberuflich an der Sektion Allgemeinmedizin der Uni Halle.
"In Seminaren bereiten wir die Studenten schon früh auf Besonderheiten in der Hausarztpraxis und Gesprächstechniken vor", sagt sie. Das erleichtere ihnen den Umgang mit Patienten während der Praktika und erwiese sich zudem als besonderer Lernanreiz.
Gleichzeitig helfe die direkte Verbindung zwischen Theorie und Praxis das Wissen zu vertiefen und zu verfestigen. Als Mentoren für den nunmehr vierten Jahrgang hatten sich 37 Ärzte beworben.
68 Studienteilnehmer
Derzeit nehmen 68 Studierende am Projekt teil. Sie sollen über fünf Jahre für eine spätere Niederlassung in Sachsen-Anhalt ausgebildet werden.
Klement: "Die Klasse Allgemeinmedizin überzeugt nicht nur mit einem ausgezeichneten didaktischen Konzept, sondern auch durch die Menschen, die es mit Leben erfüllen."
In Bewertungen durch die Studierenden erzielt das Angebot überdurchschnittlich gute Ergebnisse. Besonders die überzeugenden Rollenbilder der Hausärzte/Mentoren und Klassenlehrer beeinflusse die mögliche Wahl der Facharztausbildung für Allgemeinmedizin positiv.
Das Engagement und die Kompetenz des Teams der "Klasse Allgemeinmedizin", aber auch motivierte und begeisterungsfähige Studierende seien für den Erfolg des Projektes unerlässlich, hieß es bei der Preisverleihung. (zie)