Frankfurter Forum
Psychisch krank - neue Modelle der Versorgung
FRANKFURT/MAIN. Im Quartalsabstand bestätigen neue Zahlen der Krankenkassen die Entwicklung: Der Anteil der Fehltage von Beschäftigten aufgrund psychischer Erkrankungen nimmt zu und beträgt inzwischen 15 bis 20 Prozent.
Die Ursachen für den Boom der sogenannten "F-Diagnosen" und Lösungsansätze für eine bessere Versorgung beleuchtet das neue Heft 9 des Frankfurter Forums für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e.V.
Es ist vor Kurzem in der Publikationsreihe "Diskurse" des Frankfurter Forums, die von der Ärzte Zeitung Verlagsgesellschaft (Springer Medizin) verlegt wird, unter dem Titel "Psychische Erkrankungen - Konzepte und Lösungen" erschienen.
Hohe Kosten für die Wirtschaft
Das Frankfurter Forum bringt zweimal jährlich Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Ethik und Theologie mit Ärzten aus Klinik und Praxis aus verschiedenen Fachrichtungen an einen Tisch. Als "offenes Forum ohne politische und weltanschauliche Bindung" bezeichnet der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Dr. Jürgen Bausch, das Gremium.
Im vorliegenden Heft ruft der Bayreuther Volkswirtschaftler Professor Volker Ulrich die hohen direkten Kosten psychischer Störungen für die Volkswirtschaft in Erinnerung (28,6 Milliarden Euro für das Jahr 2008). Der damit einhergehende Verlust an Wertschöpfung entspreche umgerechnet 763.000 verlorenen Erwerbsjahren.
Der DAK-Vorstandsvorsitzende Professor Herbert Rebscher mahnt in seinem Beitrag eine stärkere Versorgungsforschung hinsichtlich der Wirksamkeit verschiedener Therapieformen an. Untersucht werde solle auch, ob längere Therapien tatsächlich immer wirksamer sind als Kurzzeittherapien.
Chancen betrieblicher Prävention
Unterschiedliche Aspekte des betrieblichen Gesundheitsmanagements beleuchten Dr. Kay Großmann (Porsche AG) und Dr. Hanns Pauli (DGB-Bundesvorstand). Die Früherkennung verminderter psychischer Belastbarkeit von Mitarbeitern sei für Führungskräfte ein unverzichtbarer Teil des betrieblichen Gesundheits-Coachings. Pauli wirbt dafür, dass die Bundesregierung Vorschläge für eine Antistress-Verordnung aufgreift.
Aus Sicht der Deutschen Rentenversicherung Westfalen lotet Thomas Keck Potenziale für eine bessere Vernetzung zwischen Kassen und Rentenversicherung aus - ein Case-Management mache in vielen Fällen eine passgenaue Versorgungssteuerung möglich. (fst)