COVID-19
RKI-Chef für Corona-App – und gegen Lücken im DIVI-Intensivregister
Mehr als jedes dritte Krankenhaus ist noch nicht im Intensivregister, so RKI-Chef Wieler. Er sieht außerdem die Vorteile einer App, die automatisch und anonym Kontaktpersonen von SARS-CoV-2-Infizierten informiert.
Veröffentlicht:Berlin. Das Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) erfasst Stand Montag die Intensivbetten und Beatmungsplätze von 729 Krankenhäusern. Rund 430 Krankenhäuser mit Notfallkapazitäten haben sich dort noch nicht registrieren lassen. Darauf hat der Präsident des Berliner Robert Koch-Instituts Professor Lothar Wieler am Dienstagvormittag hingewiesen. Wieler bezeichnete das Register als großen Erfolg und Schlüsselelement der Versorgung von schwer am neuen Corona-Virus erkrankten Menschen. Er forderte alle Krankenhäuser auf, sich am Intensiv-Register zu beteiligen. Es gehe darum, das System maximal zu nutzen.
Das Register soll helfen, schwer am neuen Corona-Virus erkrankte Menschen zielgenau zu Krankenhäusern zu steuern, in denen freie Kapazitäten sind. Es soll auch dazu beitragen, regionale Ungleichgewichte bei Notfallkapazitäten auszutarieren.
App zur Kontaktverfolgung
Wieler sprach sich für technische Hilfsmittel zur Verfolgung von Kontakten Infizierter aus. Dies würde die Arbeit der Gesundheitsämter zur Ermittlung von Infektionsketten beschleunigen helfen. In Deutschland gebe es allerdings keine Aktivitäten, dabei auch Kontaktort und -zeit zu registrieren.
Dies ist wohl auch nicht zwingend notwendig. Das Heinrich-Hertz-Institut (HHI) und das Robert Koch-Institut entwickeln Medienberichten zufolge eine Smartphone-App, die ohne datenschutzrechtlich bedenkliche Bewegungsprofile auskommen soll, aber dennoch Menschen anonym auf mögliche Kontakte mit einem Infizierten hinweisen können soll. Ideal wäre es, wenn praktisch alle eine solche App installieren würden, sagte Wieler am Dienstag.
Noch regiert Inkonsequenz
Im Gesundheitswesen wird ausweislich einer aktuellen Studie die Schwere der Erkrankung COVID-19 ernster genommen als im Durchschnitt der Bevölkerung. Derzeit hielten etwa 41 Prozent aller Menschen in Deutschland die Krankheit für gefährlich, berichtete Wieler. Noch werde das Ausbruchsgeschehen aber auch als „Medienhype“ wahrgenommen. Zudem verhielten sich viele inkonsequent. 90 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass es besser sei, zuhause zu bleiben. Lediglich 77 Prozent hielten sich daran, sagte Wieler. Sogar 89 Prozent seien beim Auftreten von Symptomen vom Sinn der Selbstquarantäne überzeugt, aber nur 63 würden sich tatsächlich komplett aus dem Spiel nehmen.
Am Dienstag 0.00 Uhr waren ausweislich der RKI-Statistik in Deutschland 61.913 Menschen positiv auf SARS-CoV-2 getestet, 4615 mehr als am Tag zuvor. 583 Todesfälle werden auf das neue Corona-Virus zurückgeführt. Mit 14.810 Infizierten nimmt Bayern in Deutschland die Spitzenposition ein, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (13.225), Baden-Württemberg (12.334) und Niedersachsen (4063). (af)