Kommentar

Reform-Missgeschick à la France

Eine Strafgebühr für säumige Patienten? Das Ansinnen der französischen Regierung ist löblich. Das Maßnahmenpaket aber schlecht gemacht.

Denis Durand de BousingenEin Kommentar von Denis Durand de Bousingen Veröffentlicht:

Strafgebühren für Patienten, die Arztterminen einfach unentschuldigt fernbleiben, Streichung des Primärarztmodelles – und das alles, um hausärztliche Praxen zu entlasten. Nachdem die französische Regierung bereits vor einigen Wochen einen echten Aufschlag versprochen hatte, um die langen Wartezeiten im ambulanten Bereich in den Griff zu bekommen, vulgo zu reduzieren, hat Premierminister Gabriel Attal nun nachgelegt und in einem Zeitungsinterview mehrere Maßnahmen angekündigt. Doch statt des erwarteten Lobes, erntet er in der Ärzteschaft überwiegend Ärger und Unverständnis.

Zwar ist die geplante Strafgebühr eine alte Forderung vieler Ärzteorganisationen, um die knappen Termine denjenigen zukommen zu lassen, die wirklich an einer Versorgung interessiert sind und diese auch tatsächlich benötigen. Attals Strafgebühr wurde aber so ungeschickt vorgestellt, dass sie von den Franzosen mittlerweile ironisch als Kaninchengebühr („Taxe Lapin“) bezeichnet wird. Kaninchen, weil die Franzosen mit diesem Spitznamen ein verpasstes Rendezvous betiteln.

Aber auch die Umsetzung der „Kaninchengebühr“ ist noch so vage vom Premier in den Raum geworfen, dass sich viele Ärzte und Juristen fragen, wie der Obolus überhaupt bei den Patienten im Praxisalltag eingezogen werden soll.

Nicht leichter wird es Attal mit der geplanten Streichung des Primärarztmodelles haben, die den Ärger und Protest aller Praktischen Ärzteverbände hervorgerufen hat: Sie sehen schlicht die gesamte Organisation der ambulanten Behandlungen in Gefahr. Denn die Fachärzte warnen schon jetzt vor noch längeren Wartezeiten. Entlastung sieht anders aus.

Sicher darf man das Primärarztmodell kritisieren, aber eines ist auch klar: Die Säulen und Strukturen der Gesundheitsversorgung lassen sich nicht plötzlich von heute auf morgen reformieren. Statt eines Zeitungsinterviews braucht es für eine solche Reform Zusammenarbeit mit allen Betroffenen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Fachsymposium Onkologie

Behörden und Industrie blicken zuversichtlich aufs EU-HTA

Kooperation | In Kooperation mit: Pfizer Pharma GmbH und MSD Sharp & Dohme GmbH

Zentraler Impfstoffeinkauf der EU

Prozess um SMS von der Leyens mit Pfizer geht in die heiße Phase

Kommentare
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH

Übersicht

Eine Agenda für Seltene Erkrankungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neurologische Entwicklungsstörungen

Epilepsie in der Schwangerschaft: Start mit Lamotrigin empfohlen

Lesetipps
Ein Mann hat Kopfweh und fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen.

© Damir Khabirov / stock.adobe.com

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Ein Aquarell des Bundestags

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zum Ampel-Aus: Eigenlob und davon in rauen Mengen